Moorschutz, Moorpflege, Moorregeneration

Unsere Moorentwicklungspläne sind keine Papiertiger !


Der Fuß sinkt tief ein in die sattgrünen, bultig sich aufwölbenden Torfmoospolster. Braunes Moorwasser quillt am Gummistiefel empor. Es wird immer schwieriger in diesem Teil des Großen Moores auf festen Pfeifengrasbulten sicheren Tritt zu finden.
Wie Hefeteig quellen die wachsenden Torfmoose in die Höhe, überwuchern das Pfeifengras und bringen es zum Absterben; Wollgräser treten an die Stelle. So manche Moorkiefer sieht krank aus, ihre Krone ist schütter, ihre Nadeln leuchten gelb; selbst die älteren, zähen Moorbirken beginnen abzusterben, ständig stehen ihre Füße im Wasser und Torfmoose wallen um ihre Stammbasen.

Wir sind auf einem unserer jährlichen Rundgänge durch das Moor mit Vertretern der Naturschutzbehörden. Es geht um Bestandsaufnahme, Kontrolle der bisher geleisteten Pflege- und Entwicklungsarbeit in diesem Moor und um die Fortschreibung, Festlegung neuer Maßnahmen für das Winterhalbjahr 97/98. Mehr als 60 ha hat der AKN in diesem Moor in den letzten 14 Jahren entkusselt und die doppelte Fläche seit 9 Jahren schrittweise durch Kammerung wiedervernäßt.
Mehr als DM 45.000,-- Landesmittel sind in den letzten 4 Jahren zur Unterstützung unserer Arbeit in das Projekt Großes Moor geflossen, für grobe Freistellungsarbeiten, ausgeführt durch eine Landschaftspflegefirma.

Bei einem solchen Rundgang wie diesem hier werden die Arbeiten aufeinander abgestimmt nach Plänen, die der AKN entwickelt hat und die in ständigem Dialog mit den Naturschutzbehörden in Lüneburg und Winsen fortgeschrieben werden. Das von Anfang an verfolgte "Prinzip der kleinen Schritte" hat sich bewährt. Ein wenig aus der Not geboren (am Anfang waren wir nur 10 - 15 Leute!), im Heidemoor bei Ottermoor erprobt in den Jahren 81 - 84, erwies sich dieses Prinzip als den natürlichen Regenerations-Prozessen am besten entsprechend. Nicht radikale Eingriffe, also etwa großräumige Kahlschläge durch Entkusselung oder großflächiges Unterwassersetzen / Wiedervernässen, kennzeichnen dieses Prinzip, sondern kleinräumiges Entkusseln, Vernetzen dieser offenen Areale und schrittweises Wiedervernässen durch Kammerung der Gräben von der Peripherie des Moores nach innen oder - falls geboten - auch von innen nach außen. Alle Maßnahmen unter ständiger Beobachtung und Kontrolle, nicht ausgerichtet auf Schutz und Förderung reiner Hochmoorspezialisten, nicht ausschließlich focussiert auf vegetationsbiologische oder faunistische Aspekte, sondern den vielgestaltigen Möglichkeiten der unterschiedlichsten Degenerationsstadien der Moore entsprechend, dem Nebeneinander von Sandheide und Moorheide, von nasser Torfstichzone und trockenem Torfsockel, von Wollgrasstadium und nassem Birkenbruch Rechnung tragend.

Die Ergebnisse dieser ca. 18 Jahre währenden Pflege- und Entwicklungsarbeit können sich sehen lassen. Es ist abzusehen, daß wir uns innerhalb der nächsten 10 Jahre weitgehend überflüssig machen werden, was die Sukzessionssteuerung unserer Moorkernzonen betrifft. Und das muß schließlich das Ziel sein !

Auch das NSG Großes Everstorfer Moor bei Heidenau, nur wenige Kranichflügelschläge vom Großen Moor bei Wistedt entfernt, ist auf einem guten Weg. Auch hier wurden ca. DM 53.000,-- für grobe Freistellungsarbeiten eingeworben, durchgeführt dann in den Wintermonaten 1994/95 und 97/98 von einer Landschaftspflegefirma. Das geschieht auch hier nach den Plänen des AKN in engster Abstimmung mit den Naturschutzbehörden. Seit 1989 ist der AKN mit diversen Arbeitsgruppen aus Heidenau, Handeloh, mit Schülergruppen und der Jugendfeuerwehr hier tätig und hat mehr als 20 ha Torfstichzonen und "Pfeifengras-Savanne" freigestellt, größere Bereich wiedervernäßt und kann jetzt erleben, daß durch behördliche Maßnahmen zwei wichtige Grünlandflächen erworben werden konnten, die den großen Ausblutungsgraben quer durchs Moor nun überflüssig machen.

Welch ein Schritt nach vorn !

Vor uns fliegt ein Sumpfohreulenpaar auf - ein Vogel wirft sich direkt vor unseren Füßen aus dem Pfeifengras, der zweite wenig später aus einer kleinen Kiefer. Dieses Mal gilt unser Abstimmungsgespräch vor Ort diesem großartigen Hochmoorrest.
Hier ist es trockener im Everstorfer Moor. Weit dehnt sich die Pfeifengrasfläche vor uns aus. Auch der Raubwürger liebt diese etwas trockenere Offenheit mit eingestreuten Kiefern und Birken. Wann bekommt schon ein Vertreter der Unteren Naturschutzbehörde bei seinen Begehungen/Kontrollen Sumpfohreulen zu Gesicht ? !
Hier quellen die Tormoose noch nicht großflächig wie im Großen Moor bei Wistedt, zu lange und zu stark hat man diesem Moorkörper das Wasser entzogen. Dadurch wurden Nährstoffe verstärkt freigesetzt. Binsen und Algenwatten prägen hier noch die nassesten Stellen. Doch seit den ersten Grabenschließungen vor 5 Jahren durch den AKN fassen auch die Torfmoose wieder verstärkt Fuß; allenthalben finden sich Initialstadien, und auch die Wollgräser schieben sich in den nassen Bereichen von Jahr zu Jahr mehr in den Vordergrund.

Diese nunmehr streng geschützten Restmoore sind zwar Inseln in einer weitgehend intensiv genutzten Wiesen- und Agrarlandschaft, doch gehen ihre positiven Wirkungen/ihre Bindungen weit in die sie umgebenden nach wie vor "arg gebeutelten" Nutz- und Wirtschaftsflächen hinein. Dieser Hauptteil unserer Landschaft - in unserem Raum noch relativ reich an naturnahen Kleinflächen - lebt vom Netz der Naturschutzgebiete,stellt aber letztlich die große und einzige Basis für einen funktionsfähigen Gesamtnaturhaushalt dar. Daher bemüht sich der AKN ebenso intensiv um Erhalt und Vernetzung all dieser lebensnotwendigen Restflächen außerhalb der Naturschutzgebiete: Zwei Tätigkeitsfelder - eine Sache, ein Ziel !

Weitere DM 45.000,-- sind in den letzten drei Jahren für Pflegearbeiten in das NSG Obere Wümme investiert worden. Über diesen wunderbaren vielfältigen, durch den Wümmelauf geprägten Naturraum in unserer Samtgemeinde soll im nächsten Heft berichtet werden.

Übrigens noch ein Kuriosum zum Schluß:

Die regenerationsfähigen Moorflächen machen weniger als 1 % ! der Gesamtfläche der SG aus ! Und trotzdem gibt es Menschen in der SG, die diese wunderbare Regenerationsleistung unserer wenigen verbliebenen Moorflächen argwöhnisch betrachten, ja, sie durch Einsprüche und Beschwerden zu torpedieren suchen !

kwmoor.jpg (24115 Byte) Moorlilienblüte in einem Hangquellmoor

moor3.jpg (43549 Byte) Wiedervernässtes Hochmoor

raubwue.jpg (6490 Byte)

Raubwürger auf der Warte


entkus.jpg (26447 Byte)

Beim Entkusseln

pfeimoor.jpg (33460 Byte) Pfeifengrasfläche, Lebensraum für Raubwürger und Sumpfohreule

pfeil.gif (877 Byte)Seitenanfang

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