Liebe Mitglieder und Freunde des AKN,

Als Motto dieses Heftes erschien mir die Überschrift „Die Erhaltung gefährdeter Biotope" angebracht, zieht sich doch das Ziel unserer Arbeit, gefährdete Biotope mit ihren tierischen und pflanzlichen Bewohnern zu erhalten, zu schützen und, wenn möglich, zu verbessern, als roter Faden durch die Berichte des vorliegenden Mitteilungsblattes.
Bei der Herstellung des Heftes wurde mir wieder deutlich, welche vielfältigen Aufgaben wir im AKN angehen, an wie vielen Fronten wir kämpfen und wie vielgestaltig die Interessen und Anliegen unserer Mitglieder sind.
So zeigt der Bericht von Reinhard Kempe über die Winteraktivitäten, wie umfangreich allein die praktischen Tätigkeiten, die Arbeitseinsätze, sowie die unermüdlichen Anstrengungen der „Rentnerband" sind. Ihr gebührt unser besonderer Dank!
Die Übersichtskarte auf S. 6/7 zeigt sehr schön die breit gestreuten Schwerpunkte unserer Arbeiten in der SG Tostedt. Sie ist ursprünglich als Mittelpunkt eines Plakats entwickelt worden, bietet sich aber auch zur allgemeinen Information an.
Wir haben uns bemüht, mit den einzelnen Beiträgen ein gute Mischung aus informativen, unterhaltsamen, fachkundigen und auch anklagenden Artikeln zusammen zu stellen. Dabei gehen wir immer wieder auf die Ergebnisse früherer Aktivitäten ein und können gelegentlich auch von sehr guten Erfolgen berichten (siehe Zwischenbericht zum Eisvogelkasten). Dabei lässt sich allerdings nicht vermeiden, dass „jahreszeitfremde" Berichte erscheinen (wie die „Winterarbeiten" in diesem Sommerheft). Ich hoffe, dies stört nicht allzusehr!
Wie in jedem Heft müssen wir auch hier wieder über kleine Katastrophen berichten, über Zerstörungen intakter Natur und wertvoller Lebensräume (siehe „Flurschäden" auf S. 22 und „Schmerzlicher Verlust" auf S. 36). Wir tun das allerdings nicht ohne Begründung, warum es sich um Schandtaten bzw. Sünden an der Natur handelt, in der Hoffnung, ähnliches zukünftig zu verhindern.
Mehrere Artikel berichten über seltene, versteckt lebende und daher wenig bekannte Pflanzen und Tiere,
die in unserem Gebiet noch eine Heimat haben und die es zu schützen gilt (Fieberklee und Farne, Molche und Fische). Auf diesem Wege möchten wir sie unseren Mitgliedern und Freunden bekannt machen.

Ich wünsche Ihnen und Ihren Familien eine schöne Zeit, nutzen Sie die langen Tage und genießen Sie die Natur.

Ihr/ Euer
Uwe Quante

 

 

 

 

 

 

 

 

AKN-Splitter
Wichtiges - kurz berichtet

Zwischenbericht vom Eisvogel

Unser im Herbst 2011 mit Lehmgemisch gefüllter Eisvogel-Brutkasten an den Dittmer-Teichen ist angenommen worden! Wir sind total glücklich darüber, diesem seltenen Vogel offenbar eine geeignete rund einen Meter tiefe künstliche Steilwand angeboten zu haben, in der das Eisvogelpaar seine Niströhre anlegen konnte.
Das ist im März/Anfang April geschehen und beide Vögel konnten bei der Brutablösung Ende April beobachtet werden. Alle „Eingeweihten" halten sich zurück und lassen das Eisvogelpaar in Ruhe seine erste Brut dort hoffentlich erfolgreich beenden. Eine zweite könnte bei störungsfreiem Verlauf folgen. Im nächsten Heft werden wir ausführlich berichten. Wir sind ermutigt, den Bau weiterer „Kästen" zu planen.

Siehe auch den Artikel von Henry Holst in diesem Heft über Bitterling und Moderlieschen.


Eisvogel mit Fischbeute im Weidenbusch (rechts im Kreis). Links der neu gebaute Brutkasten, dessen linke Röhre besetzt ist.

Es folgt der Anflug zur Fütterung der Jungen - Fischkopf voran!
 
 

Kleinode vor unserer Haustür

 


Bekassine
: Vorkommen in Sümpfen und Feuchtwiesen, gefährdet durch Lebensräumzerstörung, selten


Zauneidechse:
Besiedelt warme Biotope wie Bahndämme, Heideflächen und Kiesgruben, in Nds. selten und gefährdet, in der SG Tostedt nur wenige Vorkommen, die durch den AKN betreut werden.


Große Moosjungfer:
Vorkommen nur in wenigen Mooren, in Nds. stark gefährdet und streng geschützt, in der SG Tostedt nur ein Vorkommen, das unter besonderer Beobachtung durch den AKN steht.


Rotmilan: Benötigt offene, gegliederte Kulturlandschaft mit Feldgehölzen, durch Arealverlust Bestandsrückgang, in der SG Tostedt wenige Brutpaare.

Hier sind wir aktiv
Auf der rechten Seite ist eine Karte abgebildet, in der die Schutzgebiete in der Samtgemeinde Tostedt sowie die Schwerpunkte der Aktivitäten des AKN innerhalb und außerhalb dieser Schutzgebiete gekennzeichnet und kurz beschrieben sind. Die rot gepunktete Linie stellt die SG-Grenze dar.

In den rund 30 Jahren der Tätigkeit des AKN wurden von den örtlichen Arbeitsgruppen mehr als 150 Biotope in der Samtgemeinde Tostedt gesichert, gepflegt, verbessert oder neu geschaffen. An den Planungen und Arbeiten haben sich in diesem Zeitraum weit mehr als 120 engagierte Helfer beteiligt.

Der Einsatz des AKN galt dabei nicht nur den Natur- und EU-Schutzgebieten, sondern auch den seltenen und gefährdeten Lebensräumen außerhalb der Schutzgebiete mit ihren rar gewordenen und bedrohten Pflanzen und Tieren, den Kleinoden vor unserer Haustür!

Damit das Engagement des AKN auch in den nächsten Jahren fortgeführt werden und weiterhin erfreuliche Ergebnisse erbringen kann, benötigen wir sowohl für den Kreis der Organisatoren als auch für die örtlichen Planungs- und Arbeitsgruppen noch viele weitere interessierte, engagierte Mitdenker und Mitarbeiter!


Karte der SG Tostedt
Bitte Anklicken


Lungenenzian:
Wächst auf Flachmoorwiesen und Feuchtheiden, durch Nutzungsintensivierung und Trockenlegung bedroht, wenige Vorkommen in der SG Tostedt.

Heidenelke
Vorkommen nur auf Trocken- und Magerrasen, in der SG Tostedt nur noch an sehr wenigen Wuchsorten, in Nds. gefährdet, Bestandsrückgang durch Nutzungsintensivierung.

Schuppenwurz
Vorkommen in feuchten Laubwäldern, Wurzel- Schmarotzer, sehr selten im LKr Harburg, stark gefährdet,


Feuchtwiesen- Perlmuttfalter:
Vorkommen auf Feuchtwiesen, durch Zerstörung der Lebens-räume selten geworden

 

 

 

 


Die AKN-Kinderseite


1

 

 

Der Kuckuck ein ganz besonderer Vogel - im Kreislauf des Jahres

Gerade war noch Frühling, und schon ist der Sommer da. Das vielstimmige Vogelkonzert verebbt nach und nach - auch die laute Stimme eines besonderen Vogels! Du kennst diesen Ruf bestimmt, der in jedem Frühjahr ab Mitte April bei uns erklingt und auf den Frühling einstimmt. Genau, es ist der Kuckuck, der hoch oben in den Baumkronen unablässig seinen Namen ruft. Den Winter hat er übrigens in Afrika verbracht, denn bei uns gibt es, wie du sicherlich weißt, kein Futterangebot, wie z.B. Raupen, für viele unserer Vögel.

Ein ganz besonderer Vogel ist er vor allem deshalb, weil er seine Eier in die Nester anderer Vögel legt und sie von diesen, wie z.B. Bachstelze, Teichrohrsänger, Zaunkönig, ausbrüten lässt. Es ist fast immer nur ein Ei, selten zwei. Bevor das Kuckucksweibchen sein Ei hineinlegt, nimmt es meistens eines der Eier des sogenannten Wirtsvogels für den jungen Kuckuck aus dem Nest. Das muss aber alles sehr schnell und und unbemerkt geschehen, noch bevor z.B. die Bachstelze fest zum Brüten auf ihrem Nest sitzt.

Denn wenige Stunden nach dem Schlüpfen wirft der junge Kuckuck – noch völlig blind – alles, was noch im Nest ist, hinaus.
Das ist aber gemein! Warum tut der das? - denkst du nun vielleicht. Die einfache Antwort ist: Der kann nicht anders, der muss das tun. Die Biologen nennen diese

angeborene Verhaltensweise eine Instinkthandlung. Nur dadurch ist gewährleistet, dass die viel kleineren Wirtsvögel den viel größer werdenden Kuckuck auch vollständig satt bekommen.

Und so wächst der kleine Kuckuck nach und nach heran. Einer bei den Bachstelzen und ein anderer im Nest eines Teichrohrsängers, ein weiterer beim Zaunkönig. Insgesamt sind es bei uns in Norddeutschland – je nach Eigenart der Landschaft - zwischen 20 und 30 Wirtsvögel, die der Kuckuck zum Aufziehen seiner Jungen auswählt.
Bald schon, nach rund drei
Wochen, ist er flügge und verlässt sein Nest. Aber auch dann lässt er sich noch wochenlang füttern, bis er Anfang September kräftig genug ist, um ganz allein –wie es alle Kuckucke tun – ins südliche Afrika aufzubrechen.


Schau‘ dir alle Bilder noch einmal ganz genau an und beobachte jedes Detail, insbesondere in den Bildern 3-5. Erkennst du z. B., welche Körperteile der Kuckuck einsetzt, um die Rauswürfe zu bewerkstelligen? Erläuterungen zu den einzelnen Bildern findest du am Ende (hier klicken).
Wenn auch du den einen oder anderen heimischen Vogel kennst, schreib oder mail uns doch einmal von deinen Beobachtungen. Wenn du noch ein Foto machen kannst, umso besser. Wenn du gar eine kleine Geschichte weißt über ein Erlebnis mit der heimischen Tierwelt – ganz toll. Das Ergebnis wollen wir dann in einem der nächsten AKN-Hefte veröffentlichen – versprochen!

 

 


6


2


7

3

8

4

9

5

10



































 

Bizarre Schönheit im Sumpf
Der wenig bekannte Fieberklee

Kaum jemand hat ihn schon in der Natur gesehen. Der Fieberklee (Menyanthes trifoliata) gehört zu den wenig bekannten Pflanzen, allenfalls Gartenbesitzer kennen ihn als Besiedler der Sumpfzone des Gartenteichs. In der Natur wächst der Fieberklee sehr versteckt in rar gewordenen und meist unzugänglichen Sümpfen und Quellmooren. Als ich mir in diesem Jahr das Fieberklee-Vorkommen im Kauers Wittmoor ansah, war ich fasziniert, wie viele Blütenstände sich zwischen den Blättern emporreckten. Dort, wo in den letzten Jahren nur wenige Pflanzen blühten, leuchteten in diesem Mai zahlreiche weißlich-rosafarbene bizarre Blüten vor dem satten Grün der Blätter.

Den Namen hat der Fieberklee zum einen aufgrund seiner Blätter, die 3-zählig gefingert sind und Kleeblättern ähneln, aber viel größer sind. Zum anderen wurde die Pflanze als alte Heilpflanze zur Fiebersenkung verwendet. Heute weiß man, dass die Inhaltsstoffe keinesfalls fiebersenkende Wirkung besitzen.
Der Fieberklee, auch Bitterklee genannt, gehört systematisch keineswegs in die Verwandtschaft des „normalen" Klees, der zu den Schmetterlingsblütlern zählt. Er ist vielmehr wie der Lungenenzian, das Tausendgüldenkraut und das Immergrün ein Enziangewächs. Er stimmt in wesentlichen Merkmalen sowohl im Blütenbau als auch in den Inhaltsstoffen mit den Enzianen überein: Typisch sind insbesondere die in der Pflanze enthaltenen Bitterstoffe, die eine Verwendung der Blätter als appetitanregendes und die Magensaftproduktion förderndes Bittermittel (Name!) begründen, ähnlich wie der Gelbe Enzian, und auch bei Gallen- und Leberleiden verwendet werden. Man hat sie deshalb früher auch zur Herstellung bitterer Kräuterliköre ebenso verwendet wie als Hopfenersatz.

Im Mai/Juni bildet die Pflanze 20 bis 30 cm lange Blütenstände aus weißen, außen rosafarbenen Blüten, deren Kronblätter charakteristische, exotisch wirkende Fransen aufweisen. Diese dienen als Sperrhaare für kleine Insekten und erhöhen zugleich die Attraktivität für die blütenbestäubenden Bienen und Hummeln.
Der Fieberklee ist eine Sumpf- und Wasserpflanze und wächst in Sumpfwiesen, Quellmooren und Verlandungssümpfen auf nassen, zeitweise überschwemmten Torfschlammböden. An diesen Standort ist der Fieberklee optimal angepasst durch die hohlen Erdsprosse (Rhizome) und Stängel, wodurch die Versorgung der unter Wasser befindlichen Pflanzenteile mit Sauerstoff gewährleistet wird, und mit einem hohen Gehalt an Gerbstoffen, die vor Fäulnis schützen.

Die attraktive Pflanze ist auf der Nordhalbkugel weit verbreitet, allerdings sind die Bestände europaweit stark gefährdet. In Niedersachsen ist die Art mittlerweile selten geworden. In der SG Tostedt gab es in den 80er Jahren noch 19 Wuchsorte, von denen aktuell nur noch 5 erhalten geblieben sind. Gefährdung und Rückgang werden hervorgerufen durch einen dramatischen Lebensraumverlust aufgrund von Entwässerung und Nährstoffanreicherung. Daher gelten die Pflanzen in Deutschland als gefährdet. Sie stehen gemäß Bundesartenschutzverordnung unter Schutz und dürfen nicht aus der Natur entnommen werden.


Der Fieberklee besitzt 3-zählig gefingerte Blätter, einen gestielten Blütenstand und wächst versteckt in nassen Sümpfen


Die Fransen der Kronblätter verleihen den Blüten ein exotisches Aussehen.

 

Farbenpracht im dunklen Tümpelwasser
Von Teich- und Bergmolchen

Nach dem letzten Anruf von Günther Knabe, der in Form einer Frage an mich kam, habe ich mich spontan zu diesem kleinen Text entschlossen. Günthers Frage galt einem von ihm aus seinem Gartenteich gefangenen Molch „mit einfarbig orangeroter Bauchseite". Ein Bergmolch möglicherweise?!
Gerade hatte ich wenige Tage zuvor zwei der wunderschön gefärbten Männchen vom Bergmolch (Triturus alpestris) aus meinem kleinen Gartenteich gefischt, zufälliger „Beifang" bei der Beseitigung von Algenwatten. Allerdings das nun schon zum 5. Mal in den letzten 4 Jahren. Auch Weibchen und Larven vom Bergmolch fand ich im späteren Sommer im Kescher, auch 2010 und 2011 wieder.
Im Kontrast zur prächtigen orangeroten Bauchseite ist die Rückenseite dieses ca. 8 cm langen Molches einfarbig schwärzlich, zur Fortpflanzungszeit oft bläulich. Beim Männchen mit einer schwarz-gelb gefleckten schmalen Rückenleiste.
Die bauchseitigen Flanken der Männchen leuchten wunderschön weiß-blau mit dunklen Flecken. Wenn Tiere besonders auffällige Farbmuster zeigen, wirken diese meistens entweder abschreckend auf Feinde oder sie spielen bei der Verständigung zwischen Weibchen und Männchen eine Rolle. Farbensehen ist bei Molchen nachgewiesen.
Als ich ein solches farbenprächtiges Männchen des Bergmolches 2008 zum ersten Mal in meinem Kescher fand, war ich total überrascht und begeistert, diesen für unsere Region in der Literatur zwar angegebenen, aber bisher doch nur sehr spärlich nachgewiesenen Schwanzlurch in meinem Garten zu beherbergen, und zwar mit Nachwuchs!
Und so ganz überrascht war ich dann doch auch wiederum nicht, denn im viel kleineren Gartenteich unseres Mitglieds Klaus Sülbrandt, nur 600 m Luftlinie entfernt von uns, im Randbereich des Höckeler Bauernwaldes, konnte ich ein Bergmolchpärchen sogar mit Larven schon 2002 bewundern, das auch in den beiden folgenden Jahren dort wieder auftauchte.
Zu diesen Beobachtungen aus der Handeloher-Höckler Region fand sich in meinen Aufzeichnungen noch eine weitere aus jüngerer Zeit. Aus dem Heideparadies, einer lockeren Waldsiedlung in Höckel, meldete sich ein Bekannter 2006 mit der Beobachtung eines Molches in seinem Gartenteich mit fleckenloser orangeroter Unterseite. Auch am Holmer Krötenzaun wurde vor etlichen Jahren in einem der vielen Fangeimer ein einzelnes Exemplar entdeckt, allerdings nur dieses eine Exemplar in 20 Jahren.
Dazu gibt es einzelne Meldungen für Handeloh-Höckel von Dietrich Westphal aus einem Pumpenkeller und von Thomas Sander vom oberen Büsenbachtal. Auch diese Beobachtungen liegen eher viele Jahre zurück (Vilmut Brock, schriftlich).

Für Norddeutschland gibt die mir z. Zt. zugängliche Literatur (ohne weitergehende Recherche) eine zwar flächendeckende, aber wohl doch sehr lückige Besiedlung in den Geest- und Heideregionen an, ausschließlich in und angelehnt an (Laub-) Waldgebiete. Es macht daher wohl Sinn, zunächst einmal Besitzer von Gartenteichen zu animieren, in ihren Gewässern einmal vorsichtig nach Molchen Ausschau zu halten. Ist das Wasser nicht trübe, kann man die Tiere leicht in den flacheren Zonen ohne Wasserpflanzen auf dem Grund stehen oder langsam in Bewegung sehen. Mit einem geeigneten Kescher lassen sie sich dann mühelos für eine exakte Artbestimmung herausholen. Das ist schon nötig, denn die orangerote Unterseite ist in der Regel von oben nicht erkennbar. Meistens ist der gesichtete und dann auch glücklich gefangene Molch allerdings ein Männchen oder Weibchen des Teichmolches (Triturus vulgaris).

So war es denn auch bei Günther Knabes eingangs erwähntem Fang: Die mir einige Tage später von ihm übermittelten Fotos zeigen einen Molch mit dem für Teichmolche typischen gelbroten Strei

fen auf der Bauchseite, allerdings flankiert von dunkler Fleckung. Diese findet sich beim Männchen auf der ganzen Bauchseite und Kehle, beim Weibchen dagegen kleiner in Größe und meistens auch an Zahl.
Der Teichmolch ist unsere häufigste Schwanzlurchart und fehlt in kaum einem stehenden Gewässer mit Wasserpflanzen. Denn diese brauchen unsere Molcharten für ihre Fortpflanzung. Sie heften ihre rund 200 Eier an die Unterwasserblätter von Pflanzen. Das Weibchen faltet und verklebt das einzelne Blatt dabei meistens zu einer Art Schlaufe, ein Brutfürsorgeverhalten für Ei und schlüpfende Larve, im freien sauerstoffreichen Wasser zur Entwicklung zu kommen. Das alles geschieht bei beiden Molcharten zwischen Mitte März und Mitte bis Ende Juni/Juli.

Da uns die Molche meistens nur während der Fortpflanzungszeit im Wasser unserer Teiche und Tümpel auffallen, möchte ich abschließend noch etwas zu ihrem ungewöhnlichen Fortpflanzungsverhalten sagen: Die Erwärmung im zeitigen Frühjahr führt die einzelnen Tiere aus ihren frostsicheren Winterverstecken im Boden hin zu einem stehenden Gewässer. Dort verändern sich die Tiere beiderlei Geschlechts unter hormonellem Einfluss: Ei- und Samenzellen reifen und die sogenannte Fortpflanzungs- bzw. Wassertracht entsteht, die - wie schon beschrieben - beim Männchen des Bergmolches ausgesprochen farbenprächtig ist. Besonders wichtig natürlich: Auch das Verhalten ändert sich. Männchen und Weibchen reagieren immer stärker auf die spezifischen Duftstoffe des jeweils anderen Geschlechts, die ins Wasser abgegeben werden.

Erkennen Männchen und Weibchen die Paarungsbereitschaft des Partners bei einer Begegnung, bringt das Männchen über chemische, taktile und wohl auch optische Reize das Weibchen auf seine Laufspur am Grunde des Gewässers. Es

„pflanzt" sich dabei mit seiner farbenprächtigen Breitseite zunächst vor dem Weibchen auf und beginnt anhaltend und intensiv mit dem zum Weibchen hin ausgerichteten flossenartig verbreiterten Schwanz zu wedeln. Dann geht es langsam auf dem Gewässergrund voran, wobei ein fortpflanzungsbereites Weibchen in engem Kontakt zur Schwanzspitze des Männchens folgt. Beide bewegen sich also im „Gänsemarsch". An geeigneter Stelle setzt dann das Männchen, auf Berührung seiner Schwanzspitze durch das Weibchen, seine Samenzellen in einem Paket ab, aus dem das ihm folgende Weibchen die Samenzellen mit seiner Geschlechtsöffnung abnimmt und in seinen Körper einzieht.
Die Befruchtung der Eier findet oft erst viel später (Tage, sogar Wochen) bei der Ablage der Eier statt. Früher oder später zwischen Mai und Juli/August verlassen die Molche das Wasser und kehren in ihre Waldlebensräume zurück; die über Kiemen atmenden Larven folgen später im Jahr nach ihrer langsamen Verwandlung in einen lungenatmenden Molch.

Bergmolche und ihre Larven leben von tierischer Nahrung. Sie erbeuten lebende Kleintiere, wie Wasserflöhe und Mückenlarven im Wasser und kleine Regenwürmer, Nacktschnecken und Insektenlarven an Land. Die Beute muss sich bewegen, um wahrgenommen zu werden. Das geschieht im Wasser auch durch die Wahrnehmung zartester Strömungsveränderungen in unmittelbarer Nähe der Tiere, z. B. durch einen Wasserfloh.

Literatur: Gerhard Thielke u. a.: Rettet die Frösche, Pro Natur Verlag, 1983
Gerhard Lemmel: Die Lurche und Kriechtiere Niedersachsens, 1977, Niedersächsiches Landesverwaltungsamt
Podloucky/Fischer: Zur Verbreitung der Amphibien und Reptilien in Niedersachsen (1981-89) Nieders. Landesverwaltungsamt


Mein kleiner Gartenteich – molchfreundlich, aber wohl eher eine Vogeltränke


Bergmolch-Weibchen aus meinem Gartenteich am 19.5.2012


Bergmolch- Männchen im Hochzeitskleid (Wassertracht)


Bauchseiten vom Teichmolch- (unten) und Bergmolch- Männchen (oben)


Eindeutig ein Teichmolch-Weibchen aus Günther Knabes Teich mit nur wenigen Flecken an Bauchseiten und Kehle (oben und unten)


Zwei Teichmolch-Männchen im Aquarium

 

Kommunen für biologische Vielfalt
Ein Antrag des AKN

An den Samtgemeinderat Tostedt
z. Hd. Herrn Samtgemeinde-Bürgermeister Bostelmann

Sehr geehrte Damen und Herren!

Der AKN trägt an Sie als politische Vertreter den Antrag heran, die Samtgemeinde Tostedt möge dem Bündnis „Kommunen für biologische Vielfalt" beitreten!

Begründung:

Wichtigstes Ziel des Bündnisses ist der Schutz und die nachhaltige Nutzung der biologischen Vielfalt. Kommunen sind dabei besonders wichtige Akteure, da ihr Handeln vor Ort für den Erhalt der biologischen Vielfalt entscheidend ist. Sie repräsentieren die politische Ebene, die den Menschen am nächsten steht und haben die Verantwortung, das öffentliche Bewusstsein zur Bedeutung der biologischen Vielfalt zu stärken. Angesichts ihrer umfassenden Kompetenzen in Planung, Verwaltung und Politik und der damit verbundenen Entscheidung über den Umgang mit der Natur und Landschaft vor Ort verfügen sie über zahlreiche Möglichkeiten, zum Erhalt der biologischen Vielfalt beizutragen. Aktivitäten vor Ort führen zudem zu konkreten Ergebnissen, die anderen Akteuren als Vorbild dienen und wichtige Impulse auf höhere politische Ebenen senden können. Vor diesem Hintergrund wurden folgende Aufgaben und Ziele für die Arbeit des Bündnisses herausgearbeitet:

Informationsaustausch:

Gegenseitige fachliche Unterstützung und Beratung; Vernetzung von Akteuren; Sammlung und Herausgabe von Best-Practice-Beispielen und Handlungsanleitungen; Internetplattform; Austausch zwischen Wissenschaft und Praxis; Organisation von Workshops und Kongressen etc.

Öffentlichkeitsarbeit:

Bekanntmachen des Themas Biologische Vielfalt in der Öffentlichkeit und in der eigenen Verwaltung; Engagement der aktiven Kommunen in der Öffentlichkeit lokal und überregional sichtbar machen; Herausgabe von Broschüren; Konzeptionierung von Ausstellungen etc.

Politische Lobbyarbeit:

Vertretung der Interessen der Kommunen gegenüber Bund, Ländern und der europäischen Ebene bei der Entwicklung übergeordneter Rahmenbedingungen (Gesetzgebung, Fördertitel, Normen etc.); Formulierung gemeinsamer Positionen und Stellungnahmen gegenüber Bund, Ländern und EU; Herausgabe von Pressemitteilungen; Vertretung des Bündnisses bei nationalen und internationalen Veranstaltungen etc.

Gemeinsame Umsetzungsprojekte

Initiierung von gemeinsamen Aktionen und Projekten, z. B. im Rahmen des Bundesprogramms Biologische Vielfalt; Koordination der Kooperationsprojekte; Initiierung von Forschungsprojekten, Untersuchungen etc.

Die inhaltliche Arbeit des Bündnisses soll alle in der „Nationalen Strategie zur biologischen Vielfalt" genannten Themenschwerpunkte umfassen, soweit sie Kommunen betreffen und sich an den Themenfeldern der Deklaration orientieren."

Nähere Informationen erhält man auf der Website des Bündnisses: www.kommunen-fuer-biologische-vielfalt.de/

Bisher ist Rotenburg (W) die nächstliegende Kommune, die dem Bündnis beigetreten ist, aus dem LK Harburg könnte Tostedt die erste sein. Da die SG Tostedt über eine bedeutende Zahl von Naturräumen (NSGs, LSGs, FFH-Gebiete etc.) verfügt, über die der AKN bei Bedarf eine detaillierte Darstellung geben kann, sind unseres Erachtens sehr gute Voraussetzungen vorhanden, entsprechend den Zielen des Bündnisses und zum Wohle der Bürger der Samtgemeinde noch mehr zu erreichen. Das Bündnis kann zudem im Sinne der Außenwerbung für die Stärkung eines sanften Tourismus in unserer Samtgemeinde von Nutzen sein.

Der Beitritt zum Bündnis „Kommunen für biologische Vielfalt" kann in zwei Stufen erfolgen:

Unterzeichnung der Deklaration „Biologische Vielfalt in Kommunen"

Bei der Deklaration handelt es sich um freiwillige Selbstverpflichtung, sich als Kommune für den Erhalt der biologischen Vielfalt einzusetzen. Die Deklaration nennt unterschiedliche Themenbereich und Zielsetzungen, die sich auch in der Bündnissatzung widerspiegeln.

Beitrittsbeschluss:

Der Beitritt zum Bündnis „Kommunen für biologische Vielfalt" ist mit jährlichen Beiträgen verbunden (für Gemeinden bis 50 000 Einwohner: 150 €), und es ist in der Regel ein politischer Beschluss innerhalb der zuständigen kommunalen Gremien erforderlich. Um die diesbezügliche Arbeit zu erleichtern, hat das Bündnis entsprechende Vorlagen und Hintergrunddokumente vorbereitet (http://www.kommunen-fuer-biologische-vielfalt.de/76.html#c193).

Der AKN würde sich über einen positiven Beschluss im Samtgemeinderat freuen.

Mit freundlichen Grüßen
gez. Uwe Quante

Anlagen

Deklaration „Biologische Vielfalt in Kommunen",
Satzung Bündnis „Kommunen für biologische Vielfalt"
(siehe www.kommunen-fuer-biologische-vielfalt.de)



























 

 

Tiergeschichten
Safari-Glück im Landkreis Harburg - oder „Rehe zum Zweiten"

Sie kennen das bestimmt: man hat sich ein neues Auto gekauft und plötzlich sieht man genau diesen Typ auf allen Straßen herumfahren. Oder das Thema einer Fernsehsendung hat einen schwer beeindruckt und schon meint man, dieselbe Problematik auch im eigenen täglichen Umfeld überall wahrzunehmen. Man bekommt sozusagen „ein Auge" dafür.
Eigentlich wollte ich ja nicht schon wieder über Rehe schreiben (zumal sie in diesem Winter unseren Garten tatsächlich verschont hatten), aber ich habe aus der Erfahrung der letzten Jahre nun einmal ein „Rehauge" entwickelt. Ich sehe sie überall, es gibt wohl doch mehr davon als man für gewöhnlich annimmt. Sogar in Thailand stehen sie in den Vorgärten und auf den Parkplätzen der Supermärkte herum. (Hier allerdings als lebensgroße Holzschnitzereien oder in Form von kunstvoll zurechtgestutzten Zierbüschen). Und nun habe ich neulich bei uns aus dem fahrenden Zug ein schwarzes Reh gesehen!
Nur ganz kurz tauchte es zwischen den unabgemähten Halmen eines Brachfeldes auf - schwarz auf gelbem Hintergrund hob es sich in der Morgensonne deutlich gegen seine normal gefärbten Kumpels ab. Wären die nicht drum herum gestanden, hätte man es in der Kürze des Augenblicks auch für einen Hund oder eine Ziege halten können.

Melanismus nennt sich diese Laune der Natur. Eine Überpigmentierung, die in unterschiedlicher Häufigkeit bei diversen Tierarten vorkommt. Da hat mich also mein Auge nicht getäuscht. Eine volle Woche bin ich nun jeden Morgen an dem Tier vorbeigefahren und schließlich habe ich bereits ein paar Kilometer vorher gespannt nach „meinem" Reh Ausschau gehalten. Mal lag es, mal stand es, stets im fotogensten Morgenlicht, sodass ich schließlich meinen Mann für das Wochenende zu einer Fotopirsch vor Tau und Tag überreden konnte.
Profimäßig ausgerüstet mit 500er Tele und Einbeinstativ konnten wir dann doch nicht verhindern, dass ausgerechnet jetzt die Schönwetterphase vorbei war und der Himmel voll schwerer Wolken hing. Außerdem mussten wir feststellen, dass die Rehe sich zwar an die lauten Züge gewöhnt haben, Menschen aber kaum auf 100 Meter an sich heran lassen...
Ein Zweiter Versuch war wettermäßig vielversprechender, wurde aber begleitet von einigen interessierten Spaziergängern, deren Hunde vergnügt die Rehe verbellten.

Inzwischen sind viele Wochen vergangen, die Brachfläche ist umgepflügt und die Rehe sind abgewandert. Das schöne Bild wurde uns freundlicherweise von dem Hobbyfotografen Robert Farwer zur Verfügung gestellt, der an einer anderen Stelle in Niedersachsen die Gelegenheit hatte, eine gemischte Gruppe Rehe zu beobachten. Natürlich habe ich noch den gesamten Frühling über nach dem Reh Ausschau gehalten, ja, geradezu ein „Schwärzlings"-Auge entwickelt.

Stand dort nicht eben ein schwarzes Zotteltier in der Gruppe der braunen Highland Cattle? Und - hast du gesehen - das schwarze Lamm am Deich drüben in der Herde? GiIt diese seltene Abweichung etwa auch für Pferde, Schweine, Hähne? Mein Safari-Blick ist geschärft für jedes dunkle Teil in Feld und Flur - von der Krähe bis zum Maulwurfshügel. Ein Glück und höchste Zeit, dass jetzt der Sommer wieder etwas mehr Farbe in die Natur gebracht hat!

INFO MELANISMUS:

Unter Melanismus (griech. „Schwarz-färbung", von melas „schwarz") versteht man im Tierreich eine dunkle, übermäßige Pigmentierung und damit massenhafte Ablagerung von Melaninen in Haut, Haaren und Schuppen. Ein melanistisches Tier (auch Schwärzling genannt) ist im Gegensatz zur üblichen Farbgebung seiner Art komplett schwarz gefärbt.
Melanismus findet man bei fast allen Säugetieren (bekannt ist vor allem der Panther als Schwärzling von Leopard/Jaguar). Aber auch bei Reptilien (z. B. Kreuzotter), Vögeln (Goldbrüstchen) oder Insekten (Birkenspanner) kommt er vor. Bei Schildkröten kennt man den so genannten Altersmelanismus. Melanismus entsteht vor allem durch Gen-Mutationen, kann ererbt sein oder sich auch durch bestimmte Umweltfaktoren entwickeln.
Traditionell werden nur Schwärzlinge von Wildtieren als melanistisch bezeichnet. Unser Wissen über die Entstehung von schwarzer Farbe bezieht sich allerdings überwiegend auf Haustiere, da bei ihnen in erster Linie erforscht werden konnte, wie die Farbgenetik funktioniert. Hier sind teilweise über die Jahrhunderte durch Auslese und Zucht bewusst schwarze Vertreter einer Art ausgesondert oder gefördert worden.


Eine Laune der Natur: ein schwarzes Reh unter braunen

WUSSTEN SIE, DASS…

…die sprichwörtlich „schwarzen Schafe"

von Schäfern einer freilaufenden Herde nicht ungern gesehen werden? In der Regel sind weiße Schafe zwar beliebter, weil man ihre Wolle problemlos färben kann. Sind die Schafe aber auch an dunkle Tiere gewöhnt, geraten sie nicht so schnell in Panik, wenn Wildschweine nachts auf die Weide kommen. Die Schwarz-kittel an sich stellen zwar keine Gefahr für Schafe dar, können aber viel Unruhe auslösen.  
 


 

 

Winteraktivitäten
1. Einsatz mit schwerem Gerät

Der November und die erste Dezemberwoche standen ganz unter dem Motto „Haltet das Wasser"!
Fünf intensive und erfolgreiche Wochen war Günter Ratjen von der Firma Pankop wieder mit uns für den Naturschutz in der Samtgemeinde Tostedt unterwegs.

Es war (seit 2006!) die sechste konzertierte Unternehmung, wieder mittelfristig geplant und dann am 7.11.2011 begonnen. Das Land Niedersachsen, vertreten durch Peter Seide vom NWLKN und der Landkreis Harburg mit Armin Hirt von der Naturschutzbehörde und der AKN hatten Flächen bereitgestellt und Gelder geworben. Der AKN u.a. durch Vermittlung des Landkreises von Eon. Land und Landkreis für Arbeiten in den großen Schutzgebieten der Samtgemeinde, der AKN für zwei Betreuungsflächen der Gemeinde Tostedt und der Loki-Schmidt-Stiftung.
Es war eine zukunftsträchtige Aktion für unsere Moore und Wiesenlandschaften, für Amphibien und Libellen, für Wiesenvögel und Sumpfpflanzen, für Kranich und Teichrohrssänger, für Waldwasserläufer und Ringelnatter.
Vielfältig waren die Projekte, vielfältig sind daher auch die neu entstandenen Stillgewässerlebensräume und die Weiterentwicklungen der in den Vorjahren geschaffenen Biotope: es ging um Grabenkammerungen, Dammbauten, die Anlage von Blänken*, Tümpeln, Weihern und Teichrenaturierungen, sowie Aufweitungen von Grüppen**. Es ging um das kostbare Element Wasser in unserer total durchdrainierten Landschaft.
Wie zum Hohn fiel der Großteil der Arbeiten in eine wasserlose Zeit, denn der November 2011 erwies sich am Ende als der regenärmste November seit Beginn der Niederschlagsaufzeichnung. Die meisten Gräben waren daher tro

cken, das oberflächennahe Schichtwasser lag tief, die Befahrbarkeit sonst nasser Flächen mit dem 20-t-Bagger war sehr gut. Das Motto war deutlich in die Landschaft geschrieben: Haltet das Niederschlagswasser!

Ja, und wer dann sieht, wie nach den ersten Regentagen (und die kamen dann reichlich im Dezember, fast wie bestellt!) das Wasser zurückgehalten wird hinter den Dämmen, wie es steigt

in abgetorften Moorflächen, wie die Tümpel sich füllen und das Wasser von Tag zu Tag neue Horizonte einnimmt, den durchflutet (um im Bild zu bleiben) ein großes Gefühl der Zufriedenheit. Es wachsen Freude und zugleich Spannung in der Erwartung neuer, vielfältiger Lebensschübe in den großen und kleinen Wasserwelten und drum herum.

Die Projekte verteilen sich auf die ganze Samtgemeindebreite zwischen Heidenau im Westen und Ottermoor im Südosten.
Im

NSG Großes Everstorfer Moor ging’s los: Verstärkung einiger Dämme im großen ehemaligen Vorfluter (siehe auch 2008 und 2009), Schaffung seitlicher Abläufe von Stauwasser in die immer noch zu trockenen Torfstichzonen der Seitenräume des gekammerten Vorfluters und die Anlage von zwei weiteren flachen Tümpeln in den Alttorf hinein, ohne die meterdicke Torfschicht zu durchstoßen. Hauptziel der 2008 begonnen Maßnahmen: Stärkung und Förderung des Torfmooswachstums, das nach der jahrzehntelangen Ausblutung dieses wertvollen Hochmoorrestes z.Zt. nur noch in kleinen, den nassesten, Bereichen stattfindet. Es sind dort bisher die „Allerweltsarten" unter den Torfmoosen. Die besonderen Qualitätszeiger aus der Gruppe der Hochmoorarten fehlen noch. Aber es geht voran; die Zurückhaltung des Regenwassers hat dabei erste Priorität.

Weiter ging’s zum

NSG Großes Moor bei Wistedt/Wüstenhöfen. Dort findet inzwischen eine dramatisch – schöne, dynamische Entwicklung der torfmoosreichen Teilflächen statt unter dem Einfluss der seit Jahren sanft ansteigenden Wasserpegel. Die ringförmig um den Kern des Moores durchgeführten Grabenschließungen und Dammbauten zeigen große Wirkung! Auch hier wurde ein Vorfluter, der das Wasser aus dem Schutzgebiet führt, verstärkt in seiner vor Jahren schon von Hand erfolgten Kammerung. Ein wichtiger Teil der Arbeit war eine Wegedammerhöhung auf rund 250 m Länge gegen den Wasserverlust über diese Dammschwelle hinweg aus dem zentralen Teil heraus. Die Schaffung zweier Flachtümpel an verschwiegener Stelle rundete die Arbeiten im Moor ab.
Unmittelbar außerhalb des Schutzgebietes entstand dann noch ein respektabler Tümpel auf einer geschützten
Grünlandfläche der Loki-Schmidt-Stiftung, die vom AKN seit 2002 betreut wird. Es ist das zweite vom AKN entwickelte Stillgewässer auf dieser Fläche.

Das nächste, sehr umfangreiche Arbeitsfeld war dann die

Wümmeniederung südlich von Otter. Dort ging es zunächst um die Schaffung von drei stattlichen Tümpeln auf der Großraumweide Griesen Bült (siehe auch Heft 1/2011) und um die naturnahe Ausweitung eines alten kleinen Teiches.
Es folgten die Schließung von Lecks im Großen Torfmoor und der Bau eines
Tümpels auf sehr nasser Binsenfläche dort.

Ein 2008 geschaffenes Kleingewässer wurde „nebenbei" erweitert und mit abwechslungsreicher Uferlinie und Uferneigung versehen. Immer noch spielte das trockene Spätherbstwetter mit, so dass auch die Arbeiten zur Wasserrückhaltung im

NSG Ottermoor am östlichen Rand der Wümmeniederung unbedrängt durchgeführt werden konnten.

Ehe es in der Wümmeniederung, genauer am Todtgraben südlich von Otter, weiterging, war aus organisatorischen Gründen erst einmal die zweite vom AKN betreute Fläche dran: Die ehema

lige Bohlingfläche südlich von Wistedt, nahe der Bahnlinie HH – HB. Hier wurde eine uniforme Binsensenke in einen vielgestaltigen Tümpel mit mehr als 200 qm Wasserfläche verwandelt.
Jetzt aber, nach Wochen unkomplizierter Arbeit mit dem 20-t-Bagger auf trockenem Wiesenterrain, schlug das Wetter um und regenreiche Tiefs beherrschten die drei Tage auf dieser vielgestaltigen und bei Regen schnell wasserreichen Wild
wuchsfläche.
Neben der Tümpelanlage wurde die von Hand schon vor Jahren begonnene Kammerung eines alten aus der
Pflege genommenen Vorfluters verstärkt, seine Ränder wurden zugleich an mehreren Stellen zu Flachtümpeln ausgeweitet. In einer weiteren Binsenfläche entstand eine Blänke.
Diese wunderbare Wildwuchsfläche ist
eingebettet in einen Kranz von weiteren nach § 30 des Nieders. Naturschutzgesetzes besonders geschützten Biotopen (u. a. nasser Erlenbruch und Klein- und Großseggenriede). Hier hat sich in diesem noch kleinräumig strukturierten Landschaftsteil im letzten Jahrzehnt bereits eine hohe Lebensraumvielfalt von großer Qualität entwickeln können. Ein Schatz in der Gemeinde Wistedt! Mit den lange geplanten Verbesserungen im Wasserhaushalt auf unserer ca. 7 ha großen Betreuungsfläche im Eigentum der Gemeinde Tostedt wurde nunmehr das Optimum an Vielfältigkeit erreicht.

In der zweiten Dezemberwoche ging es dann noch einmal zurück in die Wümmeniederung. Im Bereich des mittleren

Todtgrabens entstand ein ganzes Netz von Kleintümpeln in Berührung zu attraktiven Schilfinseln und –streifen mit hoher Wachstumsdynamik. Der andauernde Regen ließ diese Arbeiten gerade noch zu. Er „durfte" jetzt auch kommen und alle Beteiligten genossen die steigenden Wasserstände rundum. Für Günter Rathjen auf dem schweren Bagger bedeutete die zunehmende Nässe erhöhte Konzentration und Umsicht bei allen Manövern. „Matsch- und Schlammschlachten" wurden so vermieden. Das galt auch schon für die Arbeiten bei Wistedt. Auch an dieser Stelle: Dank an Günter. So führten die vielfältigen Arbeiten mit schwerem Gerät zu einem breitgefächerten erfolgreichen Gesamtergebnis, für das planende „Fußvolk" (Seide, Hirt, Kempe) zusätzlich noch zu einem insgesamt runden Erlebnis. Das wurde gewürzt von Kranichen, woimmer wir arbeiteten und von manch‘ anderem ornithologischen „Leckerbissen", wie mehreren Seeadlern am Großen Moor und einem an unserer „Baustelle" jagenden Raubwürger in der Wümmeniederung.

2.Einsatz mit leichtem Gerät und mit Hand und Herz

Um es gleich vorweg zu nehmen: Auch Günter auf seinem schweren Bagger und wir Planer waren ganz und gar mit Herz bei der Sache. Es sind zwar vom Kopf gesteuerte Notwendigkeiten, aber eben auch langgehegte und eingeforderte Herzenswünsche für eine auch gesetzlich geforderte positive Entwicklung innerhalb und außerhalb von geschützten Gebieten.
„Haltet das Wasser in den Mooren, Auen und Quellregionen" ist schließlich auch eine hier frei wiedergegebene Kernaussage der Wasserrahmenrichtlinie (WRR) der EU aus dem Jahre 2000.
Nun zu Herz und Hand und dem leichten Gerät. Siebzehn (17) „Handarbeitseinsätze" hat es zwischen dem 7.12.2011 und dem 28.3.2012 gegeben. Dabei ging es


4x um die Pflege unserer Obstbaum- Anpflanzungen im Raum Wistedt (Ergängzungspflanzung, Anbringung von Fraßschutz und Pflege- und Erziehungsschnitt), organisiert und fachlich begleitet von Eckhard Miersch und Walter Müller.
4x insgesamt traf sich die Handeloher Arbeitsgruppe zur Beseitigung von
Anfluggehölzen auf der Drögen Heide (1x) und auf der breiten Gemeindetrift Timmerloher Weg, dem sonnenwarmen Verbindungskorridor zwischen der Drögen Heide und der Bahnlinie Handeloh- Wintermoor.
Einmal war die Heidenauer Gruppe Ende November unterwegs, um auf der Fläche der Edmund-Siemers-Stiftung eine Grabenräumung von Hand durchzuführen.
Weiter ging es 2x um die Entkusselung der Moorheide auf der Trelder Moorkoppel, eine der letzten Hangquellmoore am Rande der Este-Aue. Einmal war die Rentner-Band (RB) zu Vorarbeiten mit leichtem Gerät (Freischneider und Motorsäge) im Gelände und danach eine rund 25 Personen starke Abräumtruppe aus Buchholzer Nabu- und AKN-Mitgliedern.
Zweimal war die RB zum Auf- und Abbau der Krötenzäune am Knick und bei Riepshof unterwegs nach Vorarbeit
mit dem Einachspflug von Torsten Peters. Nicht zu vergessen sind in diesem Zusammenhang die zweimal täglich nötigen Kontrollen der Fangeimer am Riepshofer Zaun, an denen sich auch die beiden Bufdis (Bundesfreiwilligendienst), Dominik Fornfeist und Matthias Leinweber, beteiligt haben . Es wurden rund 650 Erdkröten, einige Grasfrösche und Teichmolche sicher zum Laichen über die zwar schmale, aber doch stark frequentierte Straße gebracht.
In diesem Zusammenhang sind auch die Eimerkontrollen an einem Krötenzaun bei Holm zu nennen, der zu einem Umprägungsversuch der dortigen Erdkrötenpopulation auf ein neugeschaffenes Ersatzgewässer gehört. Darüber wird im nächsten Jahr unser Mitglied Vilmut Brock als Leiter dieses Projekts ausführlich berichten. Die Handeloher Gruppe des AKN bringt sich hier tatkräftig ein.
Bei 5 weiteren Einsätzen der RB, jeweils am Mittwoch, ging es um den Versuch einer Torfmoos-Impfung von zwei neugeschaffenen Tümpeln im Everstorfer Moor. Im Vergleich zu drei weiteren Tümpeln aus den Jahren 2006 – 2008 erhoffen wir uns in Abstimmung mit der Naturschutzbehörde Erkenntnisse über die wichtigen Initialprozesse von Torfmooswachstum in diesem torfmoosarmen Hochmoorrest. Tatkräftig unterstützt wurde die RB von Mike Bösch, Mitarbeiter des Landkreises.
Es ging weiter um die Beseitigung von Junggehölzen auf einer Binnendünenkuppe auf den Flächen der Vorwerk- Stiftung,
um die Beseitigung von unterspülten und umgebrochenen Erlen an der Heidenauer Aue zur Gewährleistung des Hochwasser-Abflusses,
um den Abbau eines ausgedienten Wildschutzzaunes um eine vom AKN vor 7 Jahren angelegten Ausgleichspflanzung auf der ehemaligen Bohlingfläche bei Wistedt und schließlich,
um die Freistellung eines Wuchsortes des Sprossenden Bärlapps bei Langeloh, der sich seit seiner Einzäunung durch uns – nunmehr vor den „Erdarbeiten" der Wildschweine gesichert – prächtig entwickelt.

Die Natur in den verschiedensten Landschaftsteilen unserer Samtgemeinde wird die Ergebnisse unserer Mühen bereitwillig mit den ihr eigenen gestalterischen Kräften annehmen.


Nicht vergessen werden sollen zum Schluss wichtige Beobachtungsaufgaben, die der AKN schon vor Jahren selbstverpflichtend übernommen hat – mit sehr leichtem Gerät, nämlich mit Schreibstift, Karte und Feldstecher.

Es sind die diesjährigen Begehungen zur Erfassung der Vogelarten auf sechs

Probeflächen, davon fünf auf dem Gebiet der Samtgemeinde. Jede Fläche erfordert vier Begehungen zwischen Mitte März und Ende Juni jeweils in den Morgenstunden nach Sonnenaufgang. Vier AKN-Mitglieder sind daran beteiligt.

* Blänken sind flache, regelmäßig vor allem im Winter und Frühjahr mit Wasser gefüllte Senken auf Grünlandflächen.
* *Grüppen sind schmale Gräben (Rinnen) zur Entwässerung von Grünlandflächen, sogn. offene Dränagestränge.

Mit dabei waren zwischen November 2011 und April 2012:
Jens Bade, Hans Stöver-Benecke, Edith Birger, Achim Birke, Claus Bohling, Heinrich Busch, Helmut Duden, Horst-Dieter Fehling, Horst Gerlach, Alexander Gröngröft, Annette Gutenschwager, Kerstin u. Stefan Hirsch, Henry Holst, Wolf Rüdiger Ibelings, Felix Kämpfer, Jutta u. Reinhard Kempe, Dieter Kessler, Jutta u. Günther Knabe, Joachim Knüppel, Ralf u. Udo Kolm, Manfred Koslowski, Thomas Kurps, Hinnerk Lehmann, Walter Löll, Jürgen u. Jakob Meyer, Eckhard Miersch, Walter Müller, Ludwig Narewski, Günther Neubauer, Maria Nyhuis, Torsten Peters, Rocio Picard, Uwe Quante, Ralf Reinkober, Anneliese Reinsch, Peter Roocks, Gerd Schröder, Horst Stabrey, Fritz Visarius, Thomas Winkelmann, die im Bundesfreiwilligendienst bei der Gem. Tostedt tätigen „Bufdis" Dominik Fornfeist u. Matthias Leinweber, sowie 4 Mitglieder des Nabu Buchholz: Gaby Krebs, Reinhard Wietz, Kurt Freytag u. Reimer Carstens.

Vier Kernsätze zu unseren Infoständen

aus der Sicht der Verantwortlichen und Akteure:
1. Planung, Auf- und Abbau, sowie die Betreuung sind zusammengenommen sehr arbeitsaufwendig, insbesondere wenn neue Präsentationen zu entwickeln sind.
2. Es kostet immer wieder Überwindung, die Unternehmung anzugehen.
3. Mit der Aufbauphase vor Ort, den vielen guten Gesprächen mit Besuchern des Standes im Laufe des Tages entfaltet sich dann jedesmal ein sehr positives Gesamterlebnis.
4. Fazit: Wir sollten auf jeden Fall dabeibleiben, zeigen, dass der AKN flächendeckend mit unzähligen Projekten in der Samtgemeinde seit Jahren aktiv war und ist – und mit unserem Infostand offensiv für weitere Mitglieder, Helfer und Unterstützer werben.

 

 


Im Everstorfer Moor (E.M.): Verstärkung eines Dammes am ehemaligen Hauptentwässerungsgraben

Im E.M.: Im rechten Bildteil: Der alte mehrfach gekammerte Grabenzug. Nach links die neu geschaffenen seitlichen Verteilungsrinnen für das Stauwasser

Der durch Anstau geflutete Hauptgrabenzug; die Rentner-Band mit ihrem „Wägelchen": Fracht sind Torfmoose für den Besatz gefluteter Bereiche im Zentrum des E.M.

Die Torfmoose werden in einigen der neugeschaffenen Torfgewässer „ausgesetzt". Sie sollen sich dort üppig vermehren! Es ist ein Versuch.

Im Großen Moor: Dammerhöhung auf mehr als 250 Metern: möglichst viel Regenwasser soll im Kern des Moores zurückgehalten werden

Wümmeniederung bei Otter: Eines der drei neuen Stillgewässer bei erstem Winterwasserhochstand auf den Großraum-Weideflächen „Griesen Bült"

NSG Ottermoor: Erfreulich hoher Stauwasserstand hinter dem gerade erweiterten Damm im Dezember 2011

AKN-Betreuungsfläche südlich Wistedt: Der (fast) fertige „Binsentümpel" nach den ersten Regenfällen im Dezember 2011

Aufweitungen am alten angestauten Vorfluter nahe dem „Binsentümpel". Es entstanden vielfältige Flachtümpelzonen

NSG Obere Wümmeniederung, Todtgrabennähe: Anstau und aufweiten alter Grüppen auf ehemaligem nassen Grünland

Teile der Grüppenaufweitungen wirken im Frühjahr 2012 zum Teil bereits wieder wie„eingebettet" in die Nasswiese

Handeloh Dröge Heide: Mit dem „halbschweren" Gerät Trecker + Kirschenreißer „gegen den Wucherer" Späte Traubenkirsche auf der Licht- und Wärmetrift Timmerloher Weg

AKN-Pachtfläche am Dössel/Kakenstorf: Verdiente Pause auf dem Birkenbuschhaufen nach der Freistellung eines wertvollen Weidengebüsches

Stolze Rentner-Band an der Bärlapp- Zäunung bei Langeloh. Gesichert vor Wildschweinen geht es dem seltenen Sprossenden Bärlapp (im Vordergrund des Bildes) gut!

Sprossender Bärlapp (Lycopodium annotinum) mit einigen Sporenständern

Da macht die Arbeit richtig Spaß: Starke Mannschaft der Rentner-Band vor dem Aufbau des Krötenzaunes am Knick an der L 141.

Anschließend: Zaunaufbau und Einsetzen der Fangeimer bei Riepshof am Otterberg

AKN-Infostand auf dem Frühlingsfest in Tostedt: Die tüchtige Aufbau-Mannschaft: Von links: Günther Knabe, Henry Holst, Reinhard Kempe, Stefan Hirsch, Günther Neubauer und seine Enkelin Mareike

Flurschäden
Eingriffe in die Natur

Herbst- und Winterzeit sind „Umbruchzeiten". In den Wiesenlandschaften der Samtgemeinde Tostedt (und nicht nur dort) tauchen dann regelmäßig die niedermoorschwarzen Umbruchflächen auf.

Der Umbruch von Grünland ist seit Herbst 2010 verboten. Der Dschungel der Ausnahmebedingungen allerdings ist verwirrend und schwer zu durchschauen. Mais statt Grünland. Tiefgepflügter Niedermoorboden ist eine kräftige Kohlendioxidquelle, genau das Gegenteil von dem, was wir brauchen. Kontraproduktiv, kurzsichtig, uneinsichtig, schädlich, aber (meistens) gesetzeskonform und zugleich Subventionsirrsinn. Unverständlich aber Fakt. Winterzeit ist auch Baumschnitt- und Baumfällzeit. Grundsätzlich ist das natürlich in Ordnung, auch wird der zeitliche Rahmen (Schluss mit dem 1. März) in der freien Landschaft auch eingehalten. Aber an vielen Wegen geschehen diese Eingriffe dann doch mit brachialischer Radikalität. Natürlich „wächst alles nach", auch Bäume. Aber sie brauchen ihre Zeit, meist mehr als ein Menschenleben!

Auslichten, Erhalt des Lichtraumprofils für die schweren landwirtschaftlichen Maschinen, Herausnahme von einzelnen Stämmen, auch von nicht mehr standfesten Bäumen – in Ordnung, kein Einwand. Aber warum so radikal vielerorts? Die

Devise ist offenbar: Einmal dabei, dann auch bitte gründlich.

Da fallen auch sehr gesunde Bäume, Birken und Eichen z.B. mit guten Zukunftseigenschaften und ohne Störungspotential. Nicht die Sicherung des Lichtraumprofils ist hier das Ziel, sondern offenbar der Heizwert im eigenen Kamin. Auch alte, abgestorbene Bäume können ohne große Mühe so gekürzt werden, dass sie keine Unfallgefahr mehr darstellen. Ihr zwei bis drei Meter hoher Rest bietet aber oft noch viele Jahre Lebensraum, Nisthöhle und Nahrung für Käfer, Assel, Meise und Pilz.

Winterzeiten mit Frost- und Schneelagen sind für den Jäger immer auch Fütterungszeiten für das Wild. Natürlich gibt es Schneelagen, die den Jäger dazu verpflichten, dem in Not geratenen Wild zu helfen. Aber es gibt auch die durchaus strenge Selbstverpflichtung der Jäger, sehr zurückhaltend mit dieser unnatürlichen Hilfe umzugehen. Für die weitgehend gestörte Naturnähe unserer Landschaft gibt es – von allen Seiten anerkannt – zu viel Schalenwild. Alle wissen das, allen voran die Jäger. Zuviel Schwarz-, Reh- und Rotwild machen der Land- und Forstwirtschaft seit Jahrzehnten zu schaffen. Die angerichteten Verbiss- Schäden in den Anpflanzungen und im Bereich der Selbstaussaat sind groß.
Auch in diesem kurzen, frostharten, aber schneearmen Winter 2012 wurde wieder an vielen Stellen zu früh und zu viel angefüttert.


WUSSTEN SIE, DASS…

Baumfällungen im Wald keiner zeitlichen Beschränkung unterliegen?

Nach § 39 des Bundesnaturschutz-gesetzes zum Schutz wild lebender Tiere und Pflanzen ist es nur verboten, „Bäume, die außerhalb des Waldes, . . . oder gärtnerisch genutzten Grundflächen stehen, Hecken, . . . , Gebüsche und andere Gehölze in der Zeit vom 1. März bis zum 30. September abzuschneiden oder auf den Stock zu setzen; . . . Die Verbote . . gelten nicht für behördlich angeordnete Maßnahmen." Damit fallen z.B. auch Bäume in Haus-und Kleingärten nicht unter das befristete Fällverbot. Eine Fällung ist verboten, wenn sich in den Bäumen Lebensstätten wild lebender Tiere befinden. Vor jeder Fällung sind die Bäume daher zu untersuchen, ob sie als Brut- bzw. Nistplatz von Vögeln oder Säugetieren dienen. Vor einer Fällung außerhalb der Frist ist außerdem die Genehmigung der Naturschutzbehörde einzuholen. 

 


Wildfutter. Frisch ausgebrachte Kartoffeln sogar noch am 13. Mai in der Stellheide


Ärgerlich aber legal:
Ausholzungen im großen Stil im Landschaftsschutzgebiet am Otterberg/Riepshof in den Monaten April bis Juni. Das Ergebnis sieht erschreckend aus, aber die Arbeiten erfolgen in Abstimmung mit der Naturschutzbehörde. Dennoch wäre es wünschenswert, wenn die Durchforstung zwischen dem 1. Oktober und 28. Februar erfolgen würde! Bei Forstarbeiten außerhalb dieser Zeit haben mit Sicherheit die zahlreichen Bodenbrüter im Wald zu leiden, wie Rotkehlchen, Zaunkönig, Zilpzalp, Waldlaubsänger u.a.

 

Watvögel auf Abwegen
Austernfischer und Flussregenpfeifer in Tostedt

Kürzlich wurde ich auf dem Parkplatz eines Baumarkts in Tostedt durch schrille, zweisilbige Pfeiftöne von meinem Vorhaben, ein Rosenspalier zu kaufen, abgelenkt. Ich entdeckte einen auffällig schwarz-weiß gefärbten großen Vogel, der laut rufend auf dem Dach des Baumarktes entlang lief. Zu meiner Überraschung war dieser Vogel eindeutig als Austernfischer zu identifizieren.

Allerdings war dies nicht meine erste Begegnung mit dem Küstenbewohner in Tostedt. Bereits im letzten Jahr wurde ich im Frühsommer durch die wiederholten lauten Rufe auf zwei Austernfischer im Schulzentrum aufmerksam. Sie rannten auf den Flachdächern umher und suchten auf dem Sportplatz nach Nahrung, indem sie mit ihrem langen Schnabel in der Grasnarbe herumstocherten.

Was treibt nun aber die Austernfischer nach Tostedt?

Der bevorzugte Lebensraum des Austernfischers ist die Meeresküste. Aber er ist auch in den Mündungsgebieten von Flüssen anzutreffen, und er besiedelt unter anderem auch das Stromtal der Elbe. Er brütet auf Kiesel- und Sandstrand sowie in Dünen. In Nordwest-Deutschland ist der Austernfischer während der Brutzeit auch auf Feldern und Wiesen des Binnenlandes anzutreffen. Hier brütet er vorzugsweise an Seen oder Flüssen mit Kiesufern sowie an Baggerseen in Kiesgruben. Neststandorte wurden aber auch an sehr skurrilen Orten entdeckt: auf Baustellen, im Schotterbett von Bahnlinien, auf gekieselten Flachdächern und sogar auf Strohdächern.

Mit Kies bedeckte Flachdächer in Städten und am Stadtrand können zu erfolgreichen Brutgebieten für den Austernfischer werden, da sie im Unterschied zu anderen Watvögeln die Jungen mit Futter versorgen. Flachdächer als Brutstandorte bieten in der Regel Schutz vor Bodenräubern; dennoch ist dort die Überlebensrate der Jungen sehr gering. Ursache ist zum einen, dass die Jungen Nestflüchter sind und das Nest sofort nach dem Schlüpfen verlassen. Da die nähere Umgebung kaum Nahrung bietet, müssen die Eltern große Strecken zurücklegen. Zum anderen verlassen die Küken das Dach früher oder später, und zwar bevor sie fliegen können. Dies geschieht mit einem kühnen Sprung. Die Erfolgsaussichten sind dann abhängig von der Höhe des Dachs und der Umgebung. Gepflasterte Parkplätze und Straßen bieten keine Überlebenschancen. Da die Austernfischer nur an wenigen Tagen in Tostedt beobachtet wurden, sind sie hier wahrscheinlich nicht zur Brut geschritten.

Neben dem Austernfischer ist gelegentlich auch der Flussregenpfeifer, ein anderer Watvogel, in den Gewerbegebieten der Ortschaften anzutreffen. Der Flussregenpfeifer lebt im Binnenland und bevorzugt Sand- und Kiesflächen an Seen und Flüssen. Baggerseen und Kiesgruben werden zunehmend als Ausweichmöglichkeiten genutzt, seitdem es kaum noch natürliche Flussläufe mit Kiesbänken gibt. In Ermangelung geeigneter Brutmöglichkeiten gewinnen aber auch Baustellen sowie Gewerbe- und Industriegebiete als Brutplätze zunehmend an Bedeutung, da dort Sand-, Kies- und Schotterflächen zu finden sind. So brütete vor einigen Jahren ein Flussregenpfeifer-Paar auf einer Kiesfläche eines Autohauses in Tostedt. Vereinzelt wurden auch Bruten auf Flachdächern mit Kiesbedeckung festgestellt. Erfolgreiche Bruten auf Dächern konnten allerdings beim Flussregenpfeifer kaum festgestellt werden, da die Eltern die nestflüchtenden Jungen nicht füttern sondern nur führen und die Küken auf dem Dach oder nach einem Sprung hinab nicht ausreichend Nahrung finden.

Gelegentlich sind auch Dachbruten bei Kiebitzen festgestellt worden, allerdings auch hier mit einer verschwindend geringen Überlebensrate. Ebenso waren Versuche, die Jungen umzusiedeln, wenig erfolgreich.

Falls von den Lesern meines Berichtes Beobachtungen von Watvögeln in Tostedt gemacht wurden, so bitte ich um genauere Informationen.


Ort des Geschehens: Das Dach des Baumarkts


Im Binnenland sind Würmer die Hauptnahrung des Austernfischers


Der Flussregenpfeifer bevorzugt vegetationsarme Sand- und Kiesflächen des Binnenlandes, auf denen er brütet

 

Neues aus meiner Hütte
Von Menschen und Mäusen

Also, das war wirklich spannend: In meiner kleinen Einbauküche habe ich eine Ratte? Wo kommt die denn durch? Jedenfalls fand ich immer mal wieder so ein kleines Würstchen (Rattenkot?) ca. 1,5 cm lang, mal als Durchfallklecks, mal härter. Mausekötel sind eindeutig kleiner!

Wenn wirklich Ratte, müsste ich ja gleich die Katzenfalle aufstellen – hoffentlich ist es doch nur eine große Maus?! Jedenfalls baute ich abends die Lebendfalle für Mäuse auf (die unter der Spüle schon oft im Einsatz war). Konnte vor Aufregung kaum einschlafen. Doch auch in tiefem Schlaf höre ich dieses Geräusch sofort: "Peng!!" Es war 3 Uhr nachts! Decke weg, Licht an, Tür auf: Wer sitzt da drin?

Oh, etwas ganz Kleines hatte an meinem geräucherten Tofuwurstzipfel- Köder gezogen und piepte laut vor Angst und Schrecken! Bei einer Gelbhalsmaus war die Falle immer fast voll – aber jetzt: Ganz klein in der Mitte unter dem Köderspieß saß eine SPITZMAUS!!!

„Oh, entschuldige!" sagte ich (wirklich!), griff nach dem Katzenfutterteller, stellte den vor die Falle und öffnete ganz schnell die Klappe. Die graue, kleine Spitzmaus sauste heraus und ver- schwand, ohne lange einen Ausgang zu suchen, sofort unter dem Katzenteller, wo der eine Grifföffnung hat. Sogleich zog ich mich leise zurück – und schlief nun voller Glück und Zufriedenheit entspannt wieder ein.

Wahrscheinlich ist es eine Gartenspitzmaus (Crocidura suaveolens), die beim Frost im Dezember und Januar keine Insekten mehr fand und einfach ihrer Nase folgte. Als (fast) ausschließlicher Fleisch- und auch Aasfresser war es nur natürlich, dass sie mein dargereichtes Katzenfutter sofort dankend annahm. Der Nachschub rollt – und manchmal ist über Nacht eine Portion groß wie eine Maus weg (sie fressen tatsächlich ausgewachsene Mäuse und gelegentlich sogar ihre eigenen Artgenossen)! Eine Spitzmaus ist ja keine Echte Maus (Mus musculus), also kein Nagetier, sondern gehört als Insektenfresser zur Gruppe der Igel und Maulwürfe! Echte Mäuse nagen Holz und fressen Körner und Rosinen oder Schokolade. Habe unter der Spüle ständig einen Körner-Testköder stehen; sollte der weg sein, kommt die Lebendfalle dort zum Einsatz, um danach eine Hausmaus oder eine Gelbhalsmaus im Wald auszuwildern! Die Spitzmaus darf natürlich immer bleiben! Als ich im Sommer vor lauter Verzweiflung mal ein Glas Bier als Schneckenfalle aufstellte, war eines Morgens eine ertrunkene Spitzmaus mit drin! Da war ich sehr traurig (wirklich!) und habe von da an die Schnecken nur noch mit Einweghandschuh und Eimer abgesammelt, um sie später irgendwo im Wald zwischen Gras und Kräutern auszukippen – weg von meinen Kartoffelstauden! Die Riesen-Schirmlinge dürfen die Schnecken gern fressen....

Zurück zur Spitzmaus: Jetzt warte ich nur noch auf das Schauspiel, wenn "..... das Muttertier seine 2-6 Jungen für 4-5 Wochen mit sich herumführt. Dabei halten sich die Jungen am Schwanzfell fest – das erste an der Mutter, die übrigen aneinander, so dass die Familie eine lebende Kette bildet". (Quelle: „Der Kosmos-Tierführer" von 1978, S. 344)

Bei der Menge, die manchmal über Nacht an Katzenfutter verschwindet, vermute ich schon jetzt eine große Familie! Meine Katze sperre ich übrigens jetzt immer aus der Küche aus! Keine Katze frisst eine Spitzmaus, sie schmeckt nämlich nach Moschus, riecht auch so; aber von Katzen wird sie im Spieltrieb getötet.

In einem Handbuch über Spitzmäuse steht, dass „der Kot der Spitzmäuse sehr klein ist". Das kann ich widerlegen!

Es gibt übrigens noch andere Spitzmausarten, je nach ihrem Lebensraum Wald-, Feld-, Haus- und Wasserspitzmaus. Kleiner als die bei mir z.Zt. wohnende Gartenspitzmaus (ca. 5-8 cm plus Schwanz) ist die Zwergspitzmaus (4-6 cm). Im Mittelmeerraum lebt die Etrusker-Spitzmaus (3-5 cm): Diese Spitzmaus ist der kleinste Säuger der Welt!

Die Lebenserwartung liegt bei den meisten Spitzmäusen bei etwa 1 ½ Jahren. Welche Mühen stecken in all diesen Forschungsergebnissen!


Immer wieder gern auch in Schuppen und Häusern: die Gartenspitzmaus

Zum Vergleich: Haus- und Schermaus sind Nagetiere; die Spitzmaus ist ein Insektenfresser (wie Igel und Maulwurf)



Hausmaus: Kopf-Rumpf-Länge ca. 10 cm, Schwanzlänge ca. 10 cm


Schermaus: Kopf-Rumpf-Länge ca. 15 cm, Schwanzlänge ca. 8 cm


Spitzmaus: Kopf-Rumpf-Länge ca. 6 cm, Schwanzlänge ca. 3 cm

 

Schmerzlicher Verlust
Nachruf auf ein selten schönes Fleckchen Erde


Vorher:
Wilde Stiefmütterchen (Viola tricolor) überzogen den Hang im Frühjahr mit ihrer Farbenpracht


Nachher:
Die Pracht ist umgepflügt und in ein Getreidefeld umgewandelt

Es gibt sie nicht mehr, die Sandmagerrasen am Südosthang des Otterbergs, verwöhnt von der Sonne und bewachsen mit einer Vielzahl von Pflanzen, die für diese Bodenform typisch sind. Ein Stück Natur, das wohl einzigartig in der Samtgemeinde Tostedt war. - Nun ist der Hang umgepflügt, mit Ge

treide eingesät und nur ein kleiner Randstreifen zeugt von verschwundener Pracht.

Kam man im Frühling dorthin, glaubte man zu träumen, so schön war der Hang mit seiner Vielzahl an wilden Stiefmütterchen, die den Raupen des kleinen Perlmuttfalters als Nahrung dienen. Es war eine Welt im Kleinen, man hört es schon an den Namen: Kleiner Sauerampfer, Kleines Habichtskraut, Kleiner

Vogelfuß. Pflanzen, die das Überleben sicherten vom Kleinen Feuerfalter vom Braunen Feuerfalter, vom Kleinen Wiesenvögelchen und vom Ampfer-Purpurspanner.

Zur Trockenvegetation auf diesem Hang gehörten außerdem ausgedehnte Flächen des Silbergrases, des Bergsandglöckchens (sogar einige Exemplare der weißen Form), der Rundblättrigen Glockenblume, sowie Flechten und Moose.

Diese langjährigen Brachflächen waren ein Paradies für Sandbienen und Schlupfwespen, auch für Heuschrecken, unter ihnen z. B. der gefährdete stattliche Warzenbeißer.

Nun sind die kleinen Pflanzen ver

schwunden und mit ihnen die Kleinschmetterlinge und viele Insekten, da eins vom anderen abhängig ist und das eine nicht ohne das andere überleben kann. So bleiben mir nur die Erinnerung an schöne, sonnige Stunden, die ich dort verbracht habe und die schönen Aufnahmen, die dort entstanden sind.


Die letzten Reste des wertvollen Lebensraums, ein Sandweg am Waldesrand und . . .


. . . ein schmaler Randstreifen. Sandmagerrasen gehören zu den gesetzlich geschützten Biotopen nach §30 Bundesnaturschutzgesetz.


Oben und unten:
Raupe und Falter des Ampfer-Purpurspanners


Der Braune Feuerfalter besucht die Blüten des Thymians


Das Grünwidderchen, hier auf dem Bergsandglöckchen, ist eine typische Schmetterlingsart des


Das Berg- Sandglöckchen, hier die weiße Form, eine Charakterart sandiger Trockenrasen

 

Grüße aus dem Bruch
Drei Farne im Verborgenen

Feucht muss es sein, humusreich über Wiesentorf, aber auch über Lehm und halbschattig, unter lockerem Weidengebüsch, in saftigem Erlenbruch. Dort gedeihen sie: Ihre Namen Sumpffarn (Thelypteris palustris), Buchenfarn (Thelypteris phegopteris) und Eichenfarn (Gymnocarpium dryopteris) sind nur im Falle des Sumpffarns Programm.

Zart sind alle drei, ihre Blätter (bei Farnen auch Wedel genannt) als Einzelpflanze kaum zu entdecken, aber als Trupp, Herde oder „Rasen" mit vielen Einzelwedeln auf dem Quadratmeter, dann schon, wenn, ja wenn so ein Wuchsort nicht bedrängt wird von hochwüchsigen Gräsern, Stauden, wie der Brennessel, und Kleinsträuchern, wie Him- und Brombeere in zu trockenen Erlenbrüchen.

Alle drei Farnarten haben es also doppelt schwer: zum einen sich zu behaupten, dort wo sie noch wachsen, und zum anderen neue, ihnen gemäße Lebensräume für eine Ausbreitung zu finden. So nimmt es nicht wunder, dass alle drei Arten bei uns im Flachland in ihrem Bestand gefährdet bzw. stark gefährdet sind (Rote Liste der gefährdeten Pflanzen 3 bzw. 2). Grund ist die durch die bis in den letzten Winkel wirksame Dränage in unserer Landschaft. Im Bergland, auf reichem Waldhumus über wasserstauendem Gestein, sind diese drei konkurrenzschwachen Farne dagegen z. T. noch häufig anzutreffen.

Der Sumpffarn hat daher seinen Namen völlig zu Recht.
In der Este-, Wümme- und Osteniederung gibt es jeweils noch mehrere kleine Vorkommen, wobei in den letzten 30 Jahren sehr deutlich zu beobachten war, wie durch intensive Entwässerung bei intensiverer Grünlandnutzung auch in den Randbereichen und durch Graben- und Gewässerräumung viele Wuchsorte entweder direkt zerstört oder aber durch verstärkten Kraut-und Gräserwuchs mit folgender Verbuschung verdrängt wurden.
An zwei Wuchsorten dagegen mit stabilen Standortbedingungen haben sich die Bestände seit mehr als 40 Jahren nicht nur gehalten, sondern z. T. stark ausgebreitet. Das einzelne Blatt, der Farnwedel, ist doppelt ge
fiedert und wächst aufrecht bis sanft bogig.

Der Sumpffarn, wie auch Buchen-und Eichenfarn, gehören zum Rasen- Typ. Bei diesem Wuchstyp breitet sich der Farn an seinem Wuchsort mit unterirdischen Sprossen (Erdsprossen) flächig aus, sichtbar an den einzelnen kleinen Wedeln, die in lockeren Abständen aus dem Boden kommen. Auf diese Weise breitet sich übrigens auch unser größter Farn, der Adlerfarn, allerdings mit Meterschritten, aus.

Bekannter, auch aus Gärten, weil kontrollierbar, ist bei den Farnen der Rosetten-Wuchstyp, bei dem aus einem kompakten bewurzelten Erdspross in jedem Jahr an ein und derselben Stelle rosettig neue Farnwedel sprießen, besonders auffällig und schön beim Straußfarn mit seinen hellgrünen Rosetten in Form schultütengroßer Spitzkelche.

Der mit dem Sumpffarn nah verwandte Buchenfarn (Thelypteris phegopteris) bevorzugt ähnliche Standorte, findet sich aber auch auf humusreichen, tonig-lehmigen und damit staunassen Böden, wie z. B. in den Eichen- Hainbuchenwaldpartien im Oster- und Glüsinger Bruch. Bei diesem zierlichen Farn spreizt das unterste Fiederpaar 1. Ordnung schräg nach unten ab und verleiht der Art damit ein für uns charakteristisches Erkennungs-Merkmal.
Dieser zierliche Farn ist – wie alle im April ihre Wedel entfaltenden Farne
– sehr empfindlich gegen Spätfröste!

Der Eichenfarn (Gymnocarpium dryopteris) schließlich fällt durch den eher breit dreieckigen Umriss seines Wedels auf, wobei die Spreite des Wedels mehr waagerecht ausgebreitet ist als schräg-senkrecht. Seine die Fiedern tragende Mittelrippe fällt durch ihre schwärzlich-dunkelbraune Farbe auf. Auch dieser Farn liebt feuchte Standorte, unter lockerem Weidengebüsch etwa, ohne hochwüchsige Kraut-, Gras- und Staudenkonkurrenz. Moose sind oft seine Gesellschafter.

Der Eichenfarn ist in der Samtgemeinde Tostedt wohl der seltenste der drei hier genannten Arten. Aktuell sind mir nur zwei Wuchsorte bekannt, einer davon allerdings seit mehr als 25 Jahren. Seine Hauptverbreitung findet der Eichenfarn ähnlich wie der Buchenfarn in den Bergwaldgebieten der Hoch- und Mittelgebirge. Mit allen Farnen haben diese drei Arten gemein, dass ihre Verbreitung und Vermehrung durch Sporen erfolgt, die in charakteristischen kleinen Lagern auf der Unterseite des Farnwedels gebildet und nach der Reife vom Wind fortgetragen werden. Der Sumpffarn allerdings bildet für seine Sporenproduktion besondere schmalfiedrige Wedel aus.

Farne haben keine Blüten. Sie gehören also nicht zu den Blütenpflanzen, haben aber die für das Leben an Land wichtigen Wasserleitungs- und Stützgewebe wie diese.

Mit den Moosen haben sie die Sporenbildung für die Verbreitung gemein und eine z. T. komplizierte Sicherstellung der geschlechtlichen Fortpflanzung. Die Nutzung des Wassers als Transporthilfe für die männlichen Samenzellen auf ihrem Weg zur Eizelle spielt dabei immer eine wichtige Rolle.

Je nach dem, welchen Schwerpunkt der Verfasser eines Bestimmungsbuches gewählt hat, findet der botanisch an Farnen (Bärlappen und Schachtelhalmen) Interessierte daher entweder Bestimmungsbücher für Moose und Farnpflanzen (einschließlich der Schachtelhalme und Bärlappe) oder Bücher, die sich auf „Farn- und Blütenpflanzen", zusammengefasst als „Gefäßpflanzen", beschränken. Die Farne, Schachtelhalme und Bärlappe sind daher für die Wissenschaft (und nicht nur für diese) eine hochinteressante sehr alte Pflanzengruppe auf dem langen Entwicklungsweg zu den Blütenpflanzen, wie wir sie heute in der Evolutionsgeschichte kennen.


Lebensraum Bruchwald. Aktueller und potentieller Wuchsort von Sumpf-, Buchen- und Eichenfarn


Sumpffarn im nassen Erlenbruch. Zarte Wedel in lockerem Bestand


Wuchsschema des Sumpffarns (verändert nach Rothmaler): 1. Im Boden kriechender Erdspross mit Wurzeln; 2. Normalwedel ohne Sporenlager; 3. Schmalfiedriger Wedel mit Sporenlager; 2a/3a Eine Fieder 1.Ordnung; 2b/3b eine Fieder 2.Ordnung; 3b mit Sporenlager


Entfaltungsphase des Buchenfarns


Buchenfarn. Zu beachten ist die charakteristische Spreizung des untersten Fiederpaares nach hinten


Einzelwedel des Eichenfarns mit deutlicher Dreifachfiederung: Die Fiedern 2. Ordnung sind nochmals unterteilt

 

Im Einsatz für die Natur
Mit den Pfadfindern ins Moor


Eine tatkräftige Truppe: Die Pfadfinder der Johannesgemeinde Tostedt


Auf gehts ins pitschnasse Moor

„Wir wollen etwas für die Natur tun!" – Unter diesem Motto machten sich Anfang Januar die jungen Pfadfinder der Johannesgemeinde Tostedt auf, um im Naturschutzgebiet „Großes Moor bei Wistedt" ihren Beitrag zur Renaturierung der Moore zu leisten.

Bei regnerischem Wetter stapften so an einem Samstagmorgen 14 junge Naturschützer in Begleitung zweier Betreuer und zweier Väter durch das pitschnasse Moor: 15 Minuten Fußmarsch waren angesagt bis zum Einsatzort im Zentrum des Moors, unter fachkundiger Führung durch den AKN.

Vor Ort gab es durch Henry Holst und Uwe Quante zuerst einen kleinen Vortrag über die Entstehung unserer Moore, ihre Nutzung durch den Menschen, die verbunden war mit einer Entwässerung und der Zerstörung der moorspezifischen Lebensgemeinschaften, und die Renaturierungsbemühungen zur Stärkung der moortypischen Pflanzen und Tiere.

Der AKN führt Moorpflegemaßnahmen seit Anfang der 1980er Jahre durch. In erster Linie wurde der Wasserhaushalt im Moor durch den Bau von unzähligen Dämmen, die das Wasser im Moor halten, verbessert. Als weitere wichtige Maßnahme werden die Birken und Kiefern, die sich im Zuge der Moorentwässerung angesiedelt haben, entfernt: das Moor wird „entkusselt". Bäume finden in einem intakten Moor keine Lebensbedingungen, da es dort zu nass und sauer ist, und stören durch ihr Laub, den Schattenwurf und ihre Wasseraufnahme die Regeneration des Moores.

So galt es auch für die Pfadfindergruppe, einen mit Birken und Kiefern bewachsenen Torfsockel zu entkusseln. Mit großem Eifer gingen die Jungen und Mädchen mit Handsägen und Astschneidern an die Arbeit: größere Bäume wurde abgesägt, kleinere Bäumchen mit Astschneider abgekniffen; Stämme, Äste und Zweigwerk wurden aus den Moorbereichen herausgeschleppt und auf einen Haufen am Waldrand geworfen. Zum Ende hin wagten die Kinder sich auch in die nasseren Bereiche, um auch dort die Lebensbedingungen für Moorpflanzen und Tiere zu verbessern,

Bald waren erste Ergebnisse erkennbar und am Ende des Vormittags war ein weiterer Moorbereich frei von Bäumen und Büschen. Erschöpft und stolz wurde die Leistung bei Tee und Keksen begutachtet. Man war sich einig: es war zwar anstrengend, hat aber viel Spaß gemacht!

Und vor allem: man hat einen wichtigen Beitrag zur Verbesserung der Natur geleistet.


Mit Säge u. Astschneider wurde ein Torfsockel entkusselt


 
Die abgeschnittenen Büsche und Bäume wurden herausgeschleppt


Ein heißer Tee tut gut in der Pause


Das Ergebnis kann sich sehen lassen: der Torfsockel ist frei gestellt!

 

Bitterling und Moderlieschen
Kleine Fische kommen groß raus

Wie in diesem Heft beschrieben, ist der neue Eisvogel-Brutkasten an den Dittmer-Teichen sogleich angenommen worden und der Eisvogel-Nachwuchs wird hoffentlich nicht lange auf sich warten lassen! Um den Eisvögeln eine ausreichende Nahrungsgrundlage zu ermöglichen, wurden Ende April von Günther Knabe und Reinhard Kempe mehrere hundert Bitterlinge, Moderlieschen und Stichlinge in den Teich eingesetzt. Natürlich ging es hierbei nicht nur um „Futterfische", wird doch durch diese Besatzmaßnahme die Lebensgemeinschaft der Teiche um zwei typische Bewohner solcher Stillgewässer bereichert!

Da viele diese Fischarten - wenn überhaupt - nur aus den Gartenteich- oder Aquaristikabteilungen der Zoogeschäfte

kennen, nehme ich die Gelegenheit wahr, um zwei dieser kleinen, aber nicht uninteressanten Fische einmal vorzustellen.

Das zu den Karpfenartigen (Cypriniden) gehörende Moderlieschen (Leucaspius delineatus) ist mit ca. 6-9 cm Länge einer der kleinsten Fische unserer Gewässer. Es ist ein langgestreckter, silbrigglänzender Fisch mit oberständigem Maul (d.h. die Maulspalte ist schräg nach oben gerichtet). Die Seitenlinie, das Sinnesorgan der Fische zur Wahrnehmung von Druckwellen, ist beim Moderlieschen nur im Vorderbereich sichtbar (daher: delineatus). Auffällig ist jedoch nicht die Größe oder das Aussehen, sondern eher sein deutscher Name: Es handelt sich jedoch keineswegs um ein Moder und Schlamm liebendes Fischchen, sondern der Name beschreibt eher die Tatsache, dass dieser Fisch in der Lage ist, auch kleinste Gewässer, bis hin zu Wasserlöchern und Kuhtränken, zumindest zeitweise zu besiedeln. Die Frage, wie die Fische dorthin kommen, hat schon früher die Leute beschäftigt und dem Fisch den Namen „Mutterloseken" (von mutterlos) -„Moderlieschen" eingetragen. In Dänemark werden sie „Regnlöje" genannt, fallen also mit dem Regen vom Himmel. Doch was steckt wirklich hinter diesem Verbreitungspotential? Nun, erst einmal ist es eine direkte Konsequenz der Größe. Kleine Fische können an nahrungsarmen Extremstandorten besser überleben als größere Fische. Darüber hinaus verträgt das Moderlieschen recht gut hohe Wassertemperaturen. Die Besiedlung neuer Gewässer erfolgt meist

innerhalb der Laichzeit von April- Juni. Die Männchen bilden Reviere um senkrecht stehende Pflanzenstängel, und das Weibchen legt die Eier in spiralförmigen Bändern um diese herum. Nach dem Ablaichen bewacht das Männchen das Gelege und führt den Eiern durch wiederholtes „Anstupsen" der Stängel und Flossenbewegungen Sauerstoff zu, betreibt somit eine einfache „Brutpflege". Kommt jedoch z.B. eine Ente des Weges, muss das Männchen weichen und manchmal bleibt etwas von den Laichbändern im Gefieder des Vogels hängen. So gehen dann die ungeborenen Moderlieschen auf die Flugreise. Nach 6- 12 Tagen schlüpfen die Jungen Moderlieschen, die nach einem Jahr geschlechtsreif werden. Alt wird dieser Fisch nicht, nach 3 bis 4 Jahren sterben die erwachsenen Tiere, wahrscheinlicher jedoch ist, dass sie im Magen eines der zahlreichen Fressfeinde landen, die einen Fisch dieser Größe sehr gut überwältigen können: Vögel (Eisvogel), Fische (vor allem Barsche und Zander) sowie einige Wirbellose (z.B. Gelbrandkäfer, Großlibellenlarven). Auf dem Speiseplan der Moderlieschen hingegen steht meist pflanzliches und tierisches Plankton, wie Algen, Wasserflöhe und Hüpferlinge. Mit seinem relativ großen oberständigen Maul kann es aber auch Anflugnahrung (auf der Wasseroberfläche driftende Insekten) und sogar Fisch-und Amphibienlaich fressen.

Das schwarmbildende Moderlieschen kommt vorzugsweise in sommerwarmen, stehenden oder langsam fließenden Gewässern vor. Flache Bereiche mit genügend Pflanzenbewuchs werden bevorzugt. So ist es nicht verwunder

lich, dass Moderlieschen oft als Mitbewohner der Karpfenteiche gesehen werden. Das Verbreitungsgebiet erstreckt sich vom Rheingraben bis zum Ural. Obwohl, wie erwähnt, des Öfteren als Fluggast unterwegs, hat es das Moderlieschen noch nicht über den Ärmelkanal geschafft- in Großbritannien findet man den Kleinfisch nicht.

Obwohl das Moderlieschen ein recht zäher Bursche zu sein scheint, so gilt der Bestand dieser Fischart dennoch als gefährdet (Rote Liste 98). Laut Freyhof (2009) ist die Art als selten, mit mäßigem Bestandsrückgang, zu verzeichnen. Das Moderlieschen ist relativ sensibel gegenüber Veränderungen in der Wasserchemie, insbesonders bezüglich der Nitrat-Werte, die durch die zunehmende intensive Landwirtschaft im Trend ja eher steigen. Deshalb wird diese Art auch gerne als Versuchtier (Bioindikator) zur Untersuchung von Schadstoffbelastungen herangezogen. Eine neue Studie, im Wissenschaftsmagazin „Nature" veröffentlicht (Gozlan et. al., 2005), beschreibt noch ein weiteres Gefährdungspotential: Parasitische Einzeller (Kragengeißeltierchen), die durch den Blaubandbärbling, einem aus Asien stammenden Neozoen („Neubürger") in unseren Gewässern, übertragen werden, verhindern beim Moderlieschen fast vollständig den Laicherfolg. Der Überträger aus Asien ist hingegen nicht beeinträchtigt. Blaubandbärblinge werden oft in Zoohandlungen für Gartenteiche oder als Köderfische angeboten, gehören aber genauso wenig in unsere Gewässer wie die späte Traubenkirsche oder das drüsige Springkraut in

unsere Flora. Ausschlaggebender für die Gefährdung dürfte, wie so oft, jedoch der Rückgang des Lebensraumes der Moderlieschen sein. Kleine unbelastete Stillgewässer wie Gräben, Tümpel und Teiche stehen oftmals der intensiven Landwirtschaft und Bebauung im Wege und müssen daher geschützt und erhalten werden. Auch das Neuanlegen solcher Kleingewässer (Gruß an Günter Rathjen von der Firma Pankop) dient dem Erhalt dieser Fischart.

Auch der Bitterling (Rhodeus sericus amarus) ist ein kleiner, aber durchaus interessanter Fisch (Fisch des Jahres 2008). Er hat seinen Namen ebenfalls nicht ohne Grund, da er, kulinarisch betrachtet, definitiv nicht als Speisefisch gilt- er schmeckt ziemlich bitter (amarus = bitter/herb). Mit einer Maximalgröße von ca. 9 cm ist er auch nicht größer als das Moderlieschen, aber hochrückiger, farbenprächtiger und mit endständigem Maul. Seine Nahrung besteht überwiegend aus Pflanzenteilen und in geringerem Maße aus Kleintieren. Der Bitterling bevorzugt stehende oder sehr langsam fließende Gewässer und ist von Frankreich bis zum Wolgagebiet verbreitet, in England wurde er eingeführt. In der Verhaltensbiologie ist der Bitterling durch sein einzigartiges Laichverhalten bekannt.

Das Weibchen legt zur Laichzeit (April- Juni) mittels einer Legeröhre 1 bis 2 Eier in die Ausscheidungsöffnung von Großmuscheln (Teichmuschel, Malermuschel, Entenmuschel). Die Eier gelangen in den Kiemenraum und das Männchen gibt seinen Samen über der Muschel ab, der dann über die Atemöff

nung der Muschel in den Kiemenraum gelangt und die Eier befruchtet. Der Laichakt wird mehrfach wiederholt, oder das Männchen findet auch neue Partner für „seine Muscheln", die es gegen andere Kontrahenten verteidigt. Die Eier können sich in der Muschel, vor Fressfeinden geschützt, entwickeln. Die Larven schlüpfen nach 2-3 Wochen und verfügen über verhornte Auswüchse am Dottersack, mit denen sie sich noch weiterhin an den Kiemenlamellen der Muschel anheften können. Erst wenn der Dottersack verbraucht ist, verlassen sie den schützenden Wirt. Die Muschel hat von all dem relativ wenig Nutzen, es handelt sich also hierbei nicht um eine Symbiose. In der Ökologie bezeichnet man eine solche Beziehung, in der nur ein Partner bevorteilt wird, der andere aber auch keinen Nachteil hat, als Kommensalismus. Der Bitterling kann so trotz relativ geringer Eizahlen (ca. 40 Eier pro Laichperiode) seinen Fortbestand sichern.

Dennoch ist der Bitterling in seinen Beständen stark gefährdet. 1993 noch als „vom Aussterben bedroht" (Gaumert & Kämmereit, 1993) beschrieben, steht er in der aktuellen Roten Liste als „selten" und „stark gefährdet" und dies, obwohl er keine besonderen Ansprüche an Wasserqualität und Sauerstoffgehalt stellt. Aber leider, mitgefangen-mitgehangen, trifft dies nicht auf die Großmuscheln zu, mit denen der Bitterling nun mal eine Schicksalsgemeinschaft bildet. Muscheln stellen im Allgemeinen immer recht hohe Ansprüche an die Wasserqualität und sind aufgrund der zunehmenden Belastung, gerade von Kleinstgewässern, in ihren Beständen rückläufig. Auch die sich ausbreitende

Bisamratte, eigentlich vorwiegend Vegetarier, zeigt zunehmend Geschmack an Muschelfleisch. Deswegen ist der Schutz des Bitterlings vorwiegend an die Wiederansiedlung und den Schutz von Großmuscheln geknüpft. Gartenteichbesitzer, die sich Bitterlinge/Teichmuscheln anschaffen wollen, sollten unbedingt vermeiden Asiatische Bitterlinge zu kaufen (Faunenverfälschung).

Wie man sieht, tut sich auch in Biotopen, die sich zunächst unserer Beobachtung entziehen, eine Menge. Nicht nur Lachs, Stör und Meerforelle, die „Promis" bezüglich Schutz und Wiederansiedlung, auch die kleinsten Vertreter unserer Fischfauna zeigen bemerkenswerte Eigenschaften und bedürfen ebenso unserer Aufmerksamkeit und unserer Fürsorge.

Freihof, J. 2009: Rote Liste der im Süßwasser reproduzierenden Neunaugen und Fische (Cyclostomata & Pisces). Naturschutz und Biologische Vielfalt 70 (1) 2009 291–316 Bundesamt für Naturschutz, Fünfte Fassung.
Gozlan, R.; St-Hilaire, S.; Feist, S.W.; Martin, P. & M. Kent 2005: Biodiversity: Disease threat to Eu

ropean fish. Nature 435, 1046.
Blohm, H.P.; Gaumert, D. & M. Kämmereit 1994: Leitfaden für die Wieder- und Neuansiedlung von Fischarten. Binnenfischerei in Niedersachsen, Heft 3. Hildesheim.
Gaumert, D.; Kämmereit, M. 1993: Süßwasserfische in Niedersachsen. Hrsg: Niedersächsisches Landesamt für Ökologie, Dezernat Binnenfischerei, Hildesheim


WUSSTEN SIE, DASS…

...man früher das Moderlieschen massenhaft gefangen hat, um aus den Schuppen Perlessenz zur Ummantelung von Kunstperlen herzustellen? Über 100000 Fische mussten für ein Kilo dieser Essenz ihr Leben lassen. Dies ist heute gottlob nicht mehr der Fall.


Günther Knabe mit kostbarer Fracht für die Dittmer-Teiche: Moderlieschen, Bitterlinge (unten) und Stichlinge


Prächtige Teichmuscheln vor ihrem „Einsatz" als Bruthilfe für den Bitterling


Bitterlinge zeigen ein interessantes Laichverhalten: Das Weibchen (rechts) legt die Eier mit einer langen Legeröhre in eine Muschel - anschließend befruchtet das Männchen die Eier


 

Strom aus Biogas -
im Prinzip ja - aber nicht so!

Durch die Energiewende haben Biogasanlagen zusätzlich an Bedeutung gewonnen. Sie erzeugen nachhaltig Strom, d.h. Energieträger sind nicht fossile Brennstoffe sondern nachwachsende Rohstoffe. Vom Prinzip her eine sinnvolle Sache – auf den zweiten Blick aber sehr problematisch.

Einige Aspekte der Umweltverträglichkeit von Biogasanlagen haben wir in mehreren Berichten bereits diskutiert (siehe Hefte Nr. 31, 33) und dabei festgestellt, dass Biogasanlagen keinesfalls so umweltfreundlich sind, wie sie häufig dargestellt werden. Im Gegenteil, sie tragen durch den Anbau der Energiepflanzen – insbesondere in Form von Mais - zur Zerstörung des Landschaftsbildes und der Artenvielfalt sowie zur Gefährdung der Gewässer bei. Strom aus Biogas hat seinen Preis. Die Landschaft wird zum Kraftwerk, wird industrialisiert: Naturnahe Flächen, auch Grenzertragsböden, egal ob Grünland oder Brachen, werden umgebrochen, eingeebnet, ent- oder bewässert, gedüngt und in Agrarsteppen umgewandelt. Schluss ist mit der Artenvielfalt.

Die meisten Biogasanlagen belasten die Umwelt deutlich mehr, als sie ihr nutzen. Sie zerstören die Artenvielfalt, schädigen Gewässer und das Klima. Im Folgenden sollen die Auswirkungen der Stromerzeugung aus Biogas im Hinblick

auf das Klima näher untersucht werden!

Die negativen Auswirkungen auf die Artenvielfalt und die Gewässer ließen sich vielleicht noch rechtfertigen, wenn durch die Stromerzeugung aus Biogas das Klima hervorragend geschützt würde. Doch das ist in den meisten Fällen nicht erfüllt – im Gegenteil, Biogasanlagen tragen erheblich zur Emission von Klimagasen bei.

Zwar verbrennt Biogas klimaneutral, d.h. das dabei entstehende Kohlenstoffdioxid ist mengenmäßig das gleiche,

das die Pflanzen zuvor zum Aufbau der Biomasse aus der Luft aufgenommen hatten. Doch es kommen zusätzlich erhebliche Mengen an klimabelastenden Emissionen auf dem Weg vom Pflanzenanbau zum Biogas hinzu.

So kostet es viel Energie, den Mais anzubauen, ihn zu düngen, vor Schädlingen zu schützen, zu bewässern, zu ernten, zu häckseln, zu transportieren, zu silieren, unter Rühren zu vergären und die Gärreste wieder auf den Feldern zu verteilen - Energie in Form von Treibstoffen, die verbrannt werden, und von Strom, der erzeugt werden muss.

Daneben birgt das Methan als Hauptbestandteil des Biogases eine große Gefahr. Methan ist ein Treibhausgas, dessen Treibhauseffekt 25-mal so stark ist wie beim CO2, sodass Leckagen eine verhängnisvolle Auswirkung haben und die Klimabilanz deutlich verschlechtern. Zudem sind die Gärreste nie vollkommen vergoren und die Bakterien produzieren in diesen lustig weiter Methan, das in die Umwelt entweicht.

Neben dem Methan entweichen auch nicht unerhebliche Mengen an Lachgas (N2O) bei der Biogasproduktion, das ein 300-mal so großes Treibhauspotenzial hat wie CO2. Die Lachgasemissionen entstehen hauptsächlich aus Gärresten und aus gedüngten Feldern. Sie sind nur schwer messbar.

Die Gesamtemissionen für den Biostrom liegen somit viel höher als jene für Ökostrom aus Wasser, Wind oder Sonne. Ja sogar moderne Verbrennungskraftwerke, die Erdgas nutzen, können in der Gesamtbilanz klimaschonender sein als solche, die Biogas nutzen.

Ein weiterer, wichtiger Aspekt wurde in den Klimabilanzen für Biogas bisher häufig übersehen: die Änderung der Landnutzung. Wird Grünland zum Maisacker umgewandelt, so werden die im Boden gebundenen Humusstoffe und Pflanzenreste bakteriell abgebaut: Der darin gespeicherte Kohlenstoff wird mit Hilfe des hinzutretenden Sauerstoffs zu CO2 oxidiert. Je nach Bodentyp können diese Emissionen extrem hoch sein und das Ziel der Biogasanlagen, eine klimaverträgliche Stromproduktion, ins Gegenteil verkehren. Dies ist, wie neuere Untersuchungen zeigen, insbesondere dann der Fall, wenn auf Moorböden mit ihrem hohen Anteil an gebundenem Kohlenstoff Energiepflanzen wie Mais angebaut werden. Verstärkt wird dieser negative Effekt noch durch die Entwässerung der Felder, wodurch der CO2- produzierende Abbau begünstigt wird.

Und hier haben wir auch wieder den traurigen Bezug zu unserer Region: Zunehmend werden in der SG Tostedt nasse Moorstandorte in den Niederungen in Maisäcker umgewandelt, nachdem sie vorher drainiert wurden.

Welch Paradoxon:

In ursprünglich guter Absicht wird als Folge unausgegorener Subventionspolitik das Landschaftsbild verschandelt, artenreiche Lebensräume vernichtet, das Wasser vergiftet und zu guter Letzt der Treibhauseffekt unterstützt!


Die Biogasanlagen müssen kontinuierlich mit dem Gärsubstrat, meist Maishäcksel, gefüttert werden.


Nicht nur im Hinblick auf die Artenvielfalt sondern auch von der Klimabilanz her eine Katastrophe: Maisanbau auf Moorböden


Unverständlich, aber immer wieder zu beobachten: Grünlandumbruch (oben) und Entwässerung von Moorböden (unten), in deren Folge es zu erheblichen Emissionen von Klimagasen kommt.

 

Aktivitäten des AKN im Winterhalbjahr 2011/2012
Begehungen, Bereisungen, Treffen, Sitzungen, Arbeits- und Pflegeeinsätze
Mo. 21.11.11:

Rentner-Band: Freisägen eines Korridors für die Baggerarbeiten zur Rückhaltung des Wassers im Ottermoor,


Baggerarbeiten auf der AKN-Betreuungsfläche südlich Wistedt: Die Binsenmulde vor Beginn ihrer Umwandlung in ein Stillgewässer - jetzt ist die gesamte Binsenmulde ein Teich

Di. 22.11. bis Mi. 21.12.11:

Zeitweise Begleitung der Baggerarbeiten der Firma Pankop in der Wümmeniederung zusammen mit Armin Hirt und Peter Seide, sowie auf der vom AKN betreuten Fläche bei Wistedt,

Mi. 30.11.12: Baumpflege an den Obstbäumen des AKN,
Mi. 30.11.12: Treffen der Arbeitsgruppe AKN-Plakate,
Sa. 03.12.11: Gruppe Handeloh: Freistellen von Abschnitten der Gemeindetrift Timmerloher Weg (1),
Mi. 07.12.11: Rentner-Band: Nachpflanzungen und Anbringung von Fraßsicherungen auf der Obstbaumfläche Kauers Wittmoor,
Mi. 07.12.11: Teilnahme an der Jahreshauptversammlung des Vereins „Krötenrettung Holmer Teiche e.V." in Buchholz unter Vorsitz von Vilmut Brock,
Sa. 17.12.11: Handeloher Gruppe: Entkusselungsarbeiten auf der südlichen Teilfläche der Drögen Heide,
Fr. 06.01.12: Rentner-Band: Wasserstandsregulierung und Windwurfbeseitigung an den Dittmer-Teichen,
Sa. 07.01.12: Entkusselungsaktion mit den Pfadfindern im Großen Moor,
Mi. 11.01.12:  Rentner-Band: Vorsägearbeiten Trelder Moorkoppel,


Fleißige Helfer: Die Pfadfinder der Johannesgemeinde bei der Entkusselungsaktion im Großen Moor

Sa. 14.01.12: Handeloher Gruppe: Freistellungsarbeiten auf der Timmerloher Weg- Trift (2),
Sa. 21.01.12: Arbeitseinsatz AKN + Nabu Buchholz auf der Trelder Moorkoppel (Abräumen der Kusseln),
Mi. 25.01.12: Torfmoos-„Impfung" im Everstorfer Moor,
Mi. 01.02.12: Rentner-Band: Beseitigung von Abflusshindernissen in der Aue im Bereich der Siemers-Stiftungsflächen ,
Sa. 04.02.12:

Handeloher Gruppe: Sägearbeiten auf der Timmerloher Trift (3),

Mi. 08.02.12: Rentner-Band: Freistellen eines Binnendünenhügels im Bereich Todtschlatt der Vorwerk-Stiftung,
Sa. 11.02.12: Freistellungs- und Entkusselungsarbeiten auf der Timmerloher Weg- Trift (4),
Sa. 18.02.12: Rentner-Band: Freistellen eines üppigen wertvollen Weidengebüsches auf einer unserer Pachtflächen am Dössel in Kakenstorf,
Sa. 25.02.12: Handeloher Gruppe: Freistellungsarbeiten auf der Timmeloher Weg- Trift (5),
Mi. 29.02.12: Rentner-Band, Aufbau der Krötenzäune Knick und Riepshof,
Fr. 02.03.12: Erziehungsschnitt der Obstbäume am Kauers Wittmoor,
Mi. 07.03.12: Rentner-Band: Abbau des Wildschutzzaunes auf der ehem. Bohlingfläche (Wistedt),
Do. 08.03.12: Erziehungsschnitt der Obstbäume am Quellner Weg,


 
Do. 08.03.12: 1. Donnerstag-Exkursion: Schwerpunkt Moose im „Mooswald" auf der Drögen Heide,
Mi. 14.03.12: Rentner-Band: Freihalten des Bärlappvorkommens bei Langeloh,
Do. 15.03.12: 2. Donnerstag-Exkursion: Die Moose des Eichenkrattwaldes bei Handeloh,
Mo. 26.03.12: Rentner-Band, Abbau der Krötenzäune Knick und Riepshof,
Do. 12.04.12:

3. Donnerstag-Exkursion: Düvelshöpen,    

Mi. 18.04.12: Herrichtung der Uferschwalbenwand in der ehemaligen Sandgrube am Handeloher Friedhof mit der Firma Pankop,
Fr. 20.04.12: Mitgliederversammlung des AKN in Heidenau,
Do. 26.04.12: 4. Donnerstag-Exkursion: Ehemaliger Fehling-Teich und dortiger Heiderücken Wistedt,
Sa. 28.04.12: Rentner-Band: Kauf und Einsetzen von Kleinfischen und Teichmuscheln in die Dittmer-Teiche,  
So. 06.05.12: Info-Stand des AKN auf dem Tostedter Frühlingsfest,  
Di. 08.05.12: Pflegearbeiten auf der Streuobstwiese Kauers Wittmoor,  
Sa. 12.05.12: 4. Donnerstag-Exkursion: Eigentumsfläche des AKN: Apothekerwiese an der Wümme/Königsmoor.  
     
  Erläuterungen zur Kinderseite

Bild 1: Altkuckuck
Bild 2: Kuckucksei im Teichrohrsängernest
Bild 3: Gerade geschlüpft: Jungkuckuck und zwei Bachstelzenküken (flaumig behaart)
Bild 4: Jungkuckuck wirft Ei aus dem Nest
Bild 5: Jungkuckuck wirft junge Bachstelze aus dem Nest
Bild 6: Bachstelze mit Futter für den Jungkuckuck im Nest
Bild 7: Bachstelze füttert flüggen Jungkuckuck in einem offenen Wiesenschuppen
Bild 8: Jungkuckuck in einem Teichrohrsängernest
Bild 9: Wie 7, jetzt außerhalb des Schuppens
Bild10: Flügger Jungkuckuck bettelt um Futter

 
     
   
   
   

 

Copyright © 2024 Arbeitskreis Naturschutz in der SG Tostedt e.V.. Alle Rechte vorbehalten.
Joomla! ist freie, unter der GNU/GPL-Lizenz veröffentlichte Software.
Umfangreiche Volltextsuche: Geben Sie einen oder mehrere Suchbegriffe ein!

Termine