Mitteilungsblatt des AKN Nr 4. (2/96) |
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Inhalt
Bäume fällen für den Naturschutz Großer Erfolg der Handeloher
Aktivitäten des AKN im Sommerhalbjahr 1996
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Liebe Mitglieder und Freunde des AKN,
In eigener Sache Liebe Mitglieder und Freunde des AKN, nun ist bereits der zweite Sommer im Leben des AKN vorrüber. Obwohl Arbeitseinsätze im Naturschutz nur im Winterhalbjahr durchgeführt werden können, war das Sommerhalbjahr keineswegs ruhig und frei von Arbeit. Im Gegenteil, es haben sich viele Dinge ereignet, vielfältige Aktivitäten des AKN wurden fortgeführt oder initiiert und neue Projekte angedacht und geprüft. Die Zahl der Mitglieder ist inzwischen auf 48 gestiegen, und auch im letzten Halbjahr erhielt der AKN wieder verschiedene Spenden, von denen hier folgende erwähnt werden sollen: Herr Aldag hatte als Geschenke zu seinem Geburtstag um Geldspenden für den AKN gebeten. Auf diese Weise ergab sich eine bedeutende Summe, die an den Arbeitskreis überwiesen wurde. In Handeloh gingen auf einen Rundbrief hin diverse Spenden für den AKN ein. Allen Spendern sei herzlich gedankt. Bemerkenswert ist sicherlich auch die Tatsache, daß der AKN einen Sponsor für die Durchführung einer Pflegemaßnahme gewonnen hat: Die Allianz-Versicherung, vertreten durch die örtliche Geschäftsstelle unter Leitung von Herrn Gerken, hat sich bereit erklärt, die Renaturierung des vom AKN in Wistedt gepachteten Teichs zu finanzieren. Die Vorarbeiten hierzu sind bereits abgeschlossen, so daß der Bagger im Laufe der nächsten Wochen zum Einsatz kommen kann. Näheres hierzu soll im nächsten Heft des AKN ausführlich dargestellt werden. Als weitere Einnahme des AKN sei der Verkaufserlös des Wanderführers Handeloh genannt. Da dieses Büchlein aus Mitteln des Hamburg-Niedersachsen-Fonds und der Gemeinde Handeloh finanziert wurde, müssen die Einnahmen aus dem Verkauf einer Naturschutz-Organisation zufließen. Wir freuen uns, daß hierzu der AKN ausgewählt wurde. Der Arbeitskreis wird in den nächsten 2 bis 3 Jahren durch Entkusselungsmaßnahmen im Everstorfer Moor ca. 7000 DM für den Naturschutz zur Verfügung haben, die von der Firma E-Plus zu entrichten sind. Das Telekommunikationsunternehmen hatte in der Vergangenheit Sendetürme errichtet, für die Ausgleichsmaßnahmen durchgeführt werden müssen. Diese werden vom AKN für E-Plus ausgeführt. Ein Hauptteil dieser Einnahmen ist allerdings bereits wieder ausgegeben: Für Pflegearbeiten auf Grünflächen wurde ein spezielles Mähwerk angeschafft und steht ab sofort zur Verfügung. Besonders erfreulich ist der Gewinn eines Umweltpreises durch die Handeloher Arbeitsgruppe des AKN, die sich an einem Wettbewerb der BILD-Zeitung beteiligt hatte (s. Bericht unten). Yannik Lehmann und Stefan Tuchel hatten die Projekte aus Handeloh zusammengestellt und bei der BILD-Aktion "Jugend schützt Umwelt" eingereicht. Mit dieser Arbeit erreichten sie einen 1. Monatspreis und den 5. Platz der bundesweiten Sven-Simon-Preisverleihung, insgesamt dotiert mit 5000 DM. Wir gratulieren sehr herzlich. Abschließend möchte ich noch auf zwei weitere Aktivitäten des Arbeitskreises hinweisen. Zum einen sei die Anpachtung einer größeren Grünfläche (ca. 1,5 ha) in Wistedt genannt, die bereits wunderbare "Früchte" für den Narurschutz trägt (s. Bericht S. 18). Zum anderen läuft zur Zeit im AKN ein "Tümpelprogramm", mit dem drei Stehgewässer in der SG Tostedt renaturiert oder regeneriert werden sollen: der gepachtete Teich in Wistedt, der Tümpel südlich des Düvelshöpens und ein Wiesentümpel nördlich des Großen Moors. Die Finanzierung der Tätigkeiten soll durch Sponsoren (s.o.), die Gemeinde und aus Mitteln des AKN erfolgen. Hierüber wird später noch Genaueres zu berichten sein. In der Frage der Versicherungen für den AKN liegt zur Zeit folgende Situation vor: Die Haftpflichtversicherung für 100 Mitglieder wird in diesen Wochen abgeschlossen. Von einer Rechtsschutzversicherung wird abgesehen, da diese nicht in den gewünschten Situationen eintritt. Wir haben uns bemüht, auch in diesem Heftchen wieder interessante und informative Berichte zusammenzustellen. Über Anregungen würden wir uns jederzeit freuen.Ich wünsche viel Spaß beim Lesen, |
R.Kempe, W.Müller: Natur- und landeskundliche Wanderwege in und um Handeloh 144 Seiten, 19,80 DM, (ISBN 3-00-000646-X) Nach jahrelanger, mühevoller Arbeit konnten in diesem Jahr die "Natur- und landeskundlichen Wanderwege in und um Handeloh" vollendet werden, die von Walter Müller und Reinhard Kempe in Zusammenarbeit mit der Gemeinde Handeloh geplant und verwirklicht wurden. Es wurden 5 Rundwege in der Umgebung von Handeloh erarbeitet, gekennzeichnet und beschrieben: einen dörflichen, zwei nördliche und zwei südliche. An jedem dieser Wanderwege sind bis zu 20 "Stationen" durch Holztafeln gekennzeichnet. An diesen Punkten gibt es Bemerkenswertes aus den Bereichen Natur und Landschaft, Flora und Fauna, Heimatkunde und Geschichte, Geographie und Erdgeschichte, Natur- und Umweltschutz zu berichten. Die Informationen werden allerdings nicht auf den Tafeln gegeben, da dort nur wenig Platz vorhanden wäre, das Landschaftsbild durch größere Tafeln beeinträchtigt würde und diese häufig Opfer sinnloser Zerstörungen sind. Es wurde als Begleitmaterial eine Broschüre erstellt, die sowohl vor Ort genutzt werden als auch zu Hause zum Nachlesen dienen kann. Die beiden Autoren haben mit großem Sachverstand und viel Liebe ein kleines Büchlein zusammengestellt, das jedem Naturfreund ans Herz gelegt werden kann, auch wenn er nicht die Absicht hat, in Handeloh zu wandern. Die einzelnen Kapitel sind gut lesbar, verständlich, überschaubar und enthalten eine Vielzahl von wissenswerten Einzelheiten. Die Seiten sind liebevoll mit vielen Farbabbildungen und Skizzen gestaltet. Die behandelten Themen reichen von "Steinreiche-Verstecktes Leben" bis "Unsere Heidebäche - Lebensadern", von "Wehrhaftigkeit - Frankenbollwerk" bis "Gerstensaft und Schwedentrunk" und von "Renaturieren" bis "Wasser für Hamburg". Gerade die vielen Details, die von einer großen Zuneigung zu der heimatlichen Landschaft zeugen, machen die Broschüre so lesenswert, ja sie verführen sogar zum "Schmökern" und womöglich im Anschluß auch zum Wandern. Der Broschüre beigelegt ist eine farbige Wanderkarte, die die Wegstrecken detailliert aufzeigt. Der Wanderführer ist bei der Gemeinde Handeloh, den Tostedter Buchhandlungen oder über den AKN zu beziehen. |
Die feuchten Grünland- und Moorbereiche der Samtgemeinde Tostedt haben einen neuen Charaktervogel, den Kranich. Ist im letzten Jahrzehnt die Zahl der Brachvögel - bisher typischer ruffreudiger Vogel unserer ausgedehnten Wiesenlandschaften in der Wümme-, Oste- und Aueniederung - ständig zurückgegangen (von 15 - 17 Paaren auf 6 - 8 Paare), so hat sich im selben Zeitraum der Kranich in einer kleinen Population in eben diesem Raum im wahrsten Sinne des Wortes "ein-genistet". Der Rückgang des Brachvogels hat seine Hauptursachen in der Intensivierung der Grünlandbewirtschaftung, in der Umwandlung von Grünland zu Ackerland. Abwechslungsreiche Feuchtwiesen in zusammenhängenden Arealen wie z.B. südlich von Otter, nördlich und südlich des Großen Moores bei Wistedt/ Wüstenhöfen, sowie um das NSG Großes Everstorfer Moor herum und westlich von Vaerloh sind für den Brachvogel lebensnotwendig als Brutraum und zugleich als Nahrungsbiotop. Auch der Kranich - grob gesagt ein Allesfresser - geht gern der Nahrungssuche auf solchen Flächen nach, braucht aber zur Brutzeit verschwiegene Sumpfwiesen in Bruchwaldnähe und solche möglichst nassen Au- und Moorwälder selbst. Denn sein Nest steht nicht frei im hohen Gras extensiv genutzten Grünlandes wie das des Brachvogels, sondern versteckt im Sumpf- und Moorwald auf einer vom Wasser umgebenen kleinen Vegetationsinsel, sicher vor Fuchs und Wildschwein. So ist es rückblickend zwingend, daß unsere 4 größten Moor- und Naturschutzgebiete in der SG für den Kranich von hoher Attraktivität sein mußten. Die seit 1981 eingeleiteten Plege- und Entwicklungsmaßnahmen des Arbeitskreises mit schrittweiser Wiedervernässung zentraler Bereiche haben nicht nur der typischen Moorvegetation und Moorfauna neue und gesicherte Lebensräume geschaffen, sondern auch für diesen größten Vogel Deutschlands. Günstig für die Besiedlung unserer Moorräume war und ist die seit Mitte der 80iger Jahre zu beobachtende Ausbreitung des Kranichs von seinen östlichen Brutplätzen in der damaligen DDR in Richtung Westen. Der erste in unserem Großraum vom Kranich als Brutraum angenommene Bereich war das Ekelmoor zwischen Tiste und Stemmen, aus dem sich der Torfabbau z.Zt.schrittweise zurückzieht und in der verordneten Auflagenerfüllung wiedervernäßte Moorflächen für den Naturschutz hinterläßt. Vom Ekelmoor ist es nur "einen Flügelschlag" weit zum Großen Moor, wo 1987/88 im Frühjahr zunächst ein Einzelvogel, dann zwei Exemplare für 3 - 5 Wochen zu beobachten waren, Standpaare wie die Kranichexperten sagen, ohne zur Brut zu schreiten - wohl schon ein Paar, aber nicht geschlechtsreif. Die am Schluß abgedruckte Übersicht zeigt die Kranichentwicklung in unserem Betreuungsbereich. Sie soll unkommentiert bleiben, bis auf einen an uns alle gerichteten Appell: Ob die Kraniche bleiben werden, ihre kleine Population vielleicht noch ausbauen können oder ob sie wieder verschwinden werden, weil für die Brutphase die nötige Ruhe im Brutrevier fehlt, liegt einzig und allein am Menschen, auch an uns. Der Kranich ist ein auffallender Vogel durch seine Größe, seinen Ruf und durch sein spektakuläres Balzverhalten. Er macht in einer so eng gewordenen Landschaft wie der unsrigen zwangsweise auf sich aufmerksam. Spaziergänger staunen, freuen sich und folgen dem abfliegenden Großvogel mit den Blicken; Naturkenner, gar Ornithologen, Tierphotographen folgen ihm direkt, machen sich auf, ihn aus der Nähe, vielleicht gar am Nest oder aber später mit den lauffreudigen zwei Jungen zu beobachten, zu photographieren. Hier liegt die Gefahr zu häufiger Beunruhigung ! Wir selbst sollten uns also zurückhalten, wir sollten andere Naturfreunde auf diese Gefahren aufmerksam machen. Gewinnen wir Freude durch distanzierte Beobachtung in der freien Landschaft und durch das Wissen um einen möglichst heimlichen, ungestörten Brutverlauf dieses herrlichen Vogels. Aber auch die Jäger stellen in Kranichrevieren eine ernstzunehmende Quelle der Beunruhigung dar. Die Bockjagd beginnt bereits Mitte Mai und es sind gerade die verschwiegenen Hochstaudenfluren, extensiven Weiden und Wiesen an den Rändern unserer Moore, die fast ausnahmslos mit mindestens einem Hochstand besetzt sind. Solche Flächen in schützender Bruchwaldnähe sind aber die bevorzugten Nahrungsräume für noch flugunfähige Junge führende Kranichpaare ! Und das ist im Mai und Juni der Fall ! Hier werden wir zusammen mit der Bezirksregierung und dem Landkreis noch Schritte unternehmen müssen, die Störungsgefahren zu minimieren. Es soll und muß mit den Naturschutzbehörden auch über das Aufstellen von Informationsschildern, über die Schließung bestimmter Wege und weitere Vernässungsmaßnahmen gesprochen werden. Natürlich müssen wir uns hüten, alles in und um unsere so wertvollen Naturschutzgebiete dem Kranich unterzuordnen. Freuen wir uns aber derweil auf den heiseren Trompetenschrei des Kranichs im nächsten Frühjahr.Kranich-Vorkommen in der SG Tostedt (Landkreis Harburg) NSG 1 NSG 2 NSG 3 Übrigens: Korken sammeln hilft unseren Kranichen und Abertausenden anderen Zugvögeln, die in der Extremadura überwintern. Ein festgesetzter Teil des Erlöses aus den aus Korken hergestellten Dämmstoffen wird dazu verwand, die kleinbäuerliche extensive Bewirtschaftung dieser einmaligen parkähnlichen Korkeichenlandschaft zu stärken gegen den Druck großbetrieblicher Intensivierungsmaßnahmen. Also: Korken sammeln ist praktischer Naturschutz, sinnvolle Ergänzung unserer "Moorarbeit" hier im Lande. Wohin mit den Korken? - Tostedter Schulen helfen weiter, im Zweifelsfall bei Quante, Miersch und Kempe abliefern. Die Aktion ist unbegrenzt. Sagen Sie`s weiter ! |
Kranichfamilie äsend auf einer Grünfläche in der Nähe des Moores |
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Aktivitäten des AKN im Sommerhalbjahr 1996
1. Arbeits- und Pflegeeinsätze |
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17.05. Vorstand Abzäunen des Moorbereichs auf der Pachtwiese in Wistedt |