Informationen zu Hecken - Bedeutung für Natur, Landschaft und Landwirtschaft
Ökologische Funktionen von Hecken
* Hecken sind Lebensraum für eine Vielzahl von Pflanzen (Kräutern, Stauden, Sträuchern, kleinen Bäumen);
* Sie bieten Lebensraum für viele Wirbellose, Amphibien, Reptilien, Vögel und Kleinsäuger: sie dienen als Ansitz- und Singwarte, bieten Schutz und Deckung vor Witterung, Feinden und Störungen, sind Überwinterungsquartier, Wohn-, Schlaf-, Brut- und Nahrungsraum;
* Sie vernetzen verschiedene natürliche und naturnahe Biotope miteinander, d.h. sie bilden Wanderwege und ermöglichen die Ausbreitung von Tieren und Pflanzen in ansonsten landwirtschaftlich (o. forstwirtschaftlich) genutzter Landschaft;
* Sie stabilisieren dadurch ökologische Regelmechanismen und tragen damit zu einem biologischen Gleichgewicht in der Natur bei;
* Sie regulieren das Kleinklima.
Bedeutung von Hecken für die Landwirtschaft (vgl. Abb. 1-3, Tab.1, Text):
Hecken * bieten Windschutz; * verhindern die Bodenerosion, d.h. ein Abtragen der Bodenkrume durch Wind und Wasser; * fördern die Taubildung; * verringern die Verdunstung; * stabilisieren die Bodenfeuchte; * schaffen einen Ausgleich sowohl der Bodentemperatur als auch der bodennahen Lufttemperatur, so daß keine Temperaturextreme auftreten; * vermindern den Befall der landwirtschaftlichen Nutzpflanzen mit tierischen Schädlingen durch eine biologische Regulation und Schaffung eines biologischen Gleichgewichts dadurch, daß die natürlichen Feinde der Schädlinge von den Hecken aus in die Felder einwandern können (s. Abb. 3); * erhöhen insgesamt die landwirtschaftlichen Erträge der angrenzenden Felder (s. Abb. 3 und Tab. 1).
außerdem: * erhöhen Hecken die landschaftliche Vielfalt und damit den Erlebniswert der Landschaft; * liefern Hecken Schutz vor Schneeverwehungen.
PRO und CONTRA Hecken
Argumente, die häufig gegen Hecken vorgebracht werden,
und fundierte Antworten dazu:
Hecken blockieren Ackerland,
Hecken erhöhen die Erträge der angrenzenden Flächen (s.o.); Hecken sollten möglichst auf wenig produktiven Flächen angelegt werden und/oder der Flächenausfall finanziell ausgeglichen werden;
Hecken machen eine rentable Arbeit mit Maschineneinsatz unmöglich,
die Anlage der Hecken kann in den meisten Fällen so erfolgen, daß eine Beeinträchtigung gering gehalten wird, das Wenden der Maschinen muß grundsätzlich auf dem Feld erfolgen (Vorgewende) und nicht auf den Wegen und deren Randbereichen,
Hecken beeinträchtigen durch Schattenwurf das Wachstum der Kulturen,
die Anlage der Hecken kann so erfolgen, daß der Schattenwurf auf den Weg oder Graben fällt: Hecken in Nord-Süd-Richtung sollten an der Westseite, in West-Ost-Richtung an der Südseite des Weges/ Grabens stehen, Verluste entstehen nur direkt neben der Hecke und werden durch Ertragsgewinne mehr als ausgeglichen;
Hecken fördern die Ausbreitung von Schädlingen und Krankheiten,
es gibt nur wenige als Zwischenwirte dienende Pfanzen in Hecken, Hecken beherbergen in erster Linie "Nützlinge", die z.T. weit in die Felder hineinwandern (Abb. 3) und bei der Bekämpfung der Kulturschädlinge helfen, Hecken hemmen nachweislich die Ausbreitung von Pilzkrankheiten durch den Wind,
Hecken sind nicht wirtschaftlich,
Hecken steigern die landwirtschaftlichen Erträge, Hecken steigern den Honigertrag: in heckenreichen Gebieten produzieren Bienen mehr Honig als in heckenarmen Nachbargebieten, Hecken begünstigen die Bestäubung von insektenblütigen Kulturpflanzen, da sie eine Vielzahl von blütenbesuchenden Insekten beherbergen und für diese und für Bienen zusätzliche Nahrung liefern, Hecken fördern den Wildbestand in landwirtschaftlich genutzten Bereichen, was zu einer Erhöhung der Jagdpachtpreise beiträgt.
Textauszüge aus Barth: Praktischer Umwelt- und Naturschutz - Anregungen für Jäger und Forstleute, Landwirte, Städte- und Wasserbauer..., Parey 1987, S. 182 -187:
"Von den angrenzenden Feldern kommen z.B. die Rebhühner zur Hecke, wo sie einen wesentlich besseren Schutz und die wichtige Insektennahrung für die Küken finden....Über 7000 Tierarten leben in naturnahen Hecken,...Im Durchschnitt brüten 30 Vogelpaare in einem Kilometer Knick,...Es gibt sogar Untersuchungen, die einen Durchschnittsbesatz von 10 bis 15 Vogelnestern je 100 m Hecke belegen.
...So sind z.B. in der abwechslungsreichen Heckenlandschaft Schleswig-Holsteins Massenvermehrungen von Mäusen weitgehend unbekannt....
...nützlich wirken auch die parasitisch lebenden Arten der Schlupfwespen und Schmarotzerfliegen. In Hecken leben 110 verschiedene Arten der Schlupfwespen und 20 Arten der Schmarotzerfliegen.
...Z.B. sind in Heckengebieten 30 -40% der Schädlinge von Schmarotzern befallen, in heckenlosen Gegenden nur 1%.
...Ein sechsjähriger Windschutzversuch der Bodenkulturstelle Ingolstadt ... ergab auf humosen Sandböden des Donautals einen durchschnittlichen Mehrertrag von 15 -20% im Schutz einer erst 15jährigen Pflanzung.
... haben in einer sechsjährigen Versuchsreihe für bayrische Verhältnisse die Auswirkungen von Windschutzpflanzungen auf die Ertragslage von Dauergrünland, Getreide, Kartoffeln und Futterrüben ermittelt. Der ertragssteigernde Einfluß im Bereich der Schutzpflanzungen liegt demnach zwischen 20 und 40%. Während die Ergebnisse auf Dauergrünland, Getreide und Kartoffeln für einen Einfluß der Hecke auch noch in einem größeren Abstand als 100 m sprechen, scheint die Schutzpflanzung auf die Erträge der Futterrübe in größeren Abständen als 100 m nur mehr gering zu wirken."
Literatur: Barth,W.-E.: Praktischer Umwelt- und Naturschutz, Verlag Paul Parey 1987; Benjes,H.: Die Vernetzung von Lebensräumen mit Feldhecken, Natur & Umwelt Verlag 1986; Blab,J.: Grundlagen des Biotopschutzes für Tiere, Kilda Verlag 1984; DNR (Hrsg.): Hecken und Feldgehölze, Bonn 1985; Kaule,G.: Arten- und Biotopschutz, Ulmer Verlag 1986; Lammert,F.-D.(Hrsg.): Hecken und Feldgehölze, Unterricht Biologie Heft 116, E.Friedrich Verlag 1986; Müller,W.: Bedeutung, Schutz und Pflege von Hecken, über DBV Kornwestheim 1979; Riecken,U. & J.Blab: Biotope der Tiere in Mitteleuropa, Kilda Verlag 1989.
Die Benjes-Hecke
Anlage einer BENJES-Hecke:
Aus Zweigen und Ästen von Laubgehölzen (Baumschnitt, Gestrüpp, Buschwerk) wird ein 3 - 4m breiter und 1 - 1,5m hoher Wall aufgeschichtet und ineinander verflochten.
Im Laufe von 8 -15 Jahren entwickelt sich daraus über verschiedene Zwischenstufen eine richtige Hecke:
- Zuerst entsteht eine Krauthecke, die schon bald das Gestrüpp durchwächst; - Zunehmend siedeln sich Gehölze an, deren Samen entweder im Boden vorhanden sind oder durch Vögel (Vogelkot) und Wind dorthin verbracht werden; - Die Gehölze können sich, von dem Buschwall vor Verbiß geschützt, ungestört entwickeln - Zur Beschleunigung der Entwicklung sollten Sträucher und junge Bäume in die Benjes-Hecke gepflanzt werden
Vorteile einer BENJES-Hecke:
- Sie bietet bereits vom 1. Jahr an Schutz, Unterschlupf, Brutraum und Nahrung für viele Kleintiere und Vögel;
- Sie bietet von Anfang an Wind- und Erosionsschutz und schützt vor Schneeverwehungen
- Durch die Vielzahl von Pflanzen und Tieren, die sich ansiedeln, stellt sie auch in den ersten Jahren einen vielfältigen Lebensraum dar
- Sie ist von Anfang an ein wichtiges Vernetzungselement, mit dem naturnahe Lebensräume in unserer landwirtschaftlich intensiv genutzten Landschaft verbunden werden;
- Sie ist sehr kostengünstig, denn der Baumschnitt kann z.B. von Straßenmeistereien erhalten werden, auf einen Zaun kann verzichtet werden
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