3 Jahre AKN e.V. 3 Jahre Vorstandsarbeit
Das Wichtigste vorweg: Die Freude an der Arbeit im Verein überwiegt so eindeutig, daß über Lasten, Probleme nicht geredet werden muß ! Natürlich gibt es Probleme, es gibt auch Wut im Bauch, Zorn im stillen Kämmerlein und auch in der Diskussion, aber diese “Störungen”, Beeinträchtigungen kommen von außen, sind dem “Kampfplatz Naturschutz” schlicht immanent, um einen bekannten Buchtitel zu zitieren. Sie haben nichts mit der Vereinsführung, mit der Vorstandsarbeit zu tun. Der Verein, das Arbeiten, Vorankommen mit Gleichgesinnten draußen im Moor oder wo auch immer, bei Gesprächen, Diskussionen, bei Begehungen im Gelände - dies alles macht den “Kampfplatz Naturschutz” überhaupt erst ertragbar.
Diese vielfältige Arbeit führt ja fast täglich zu kleinen und großen Fortschritten in der Sicherung und Verbesserung von Natur und Landschaft. Und zwar hier bei uns, ganz konkret, auf betretbaren, faßbaren Flächen in Zusammenarbeit mit vielen Einzelnen, mit Menschen aus unseren Dörfern. So entwickelt sich ein immer engeres Netz von im positiven Sinne Betroffenen, von Mitmachenden, Mitdenkenden - und daher noch einmal: die Freude überwiegt eindeutig, die Motivation wächst !
Ich nehme es niemandem übel, wenn er jetzt denkt oder sagt: “Stopp, alter Freund, bleib’ auf dem Teppich, denk’ an all die Eingriffe und Rücksichtslosigkeiten, Gedankenlosigkeiten, Begehrlichkeiten, die um Dich herum auch zu registrieren sind !” Zugestanden. Richtig. Leider ! - Aber gibt es eine konstruktive Alternative zu dem, was wir machen ?
Ich beobachte an unserer Arbeit, daß positives Denken reale Erfolge bringt und damit neue Motivation, ein Aufschaukelungskreis - besser eine Aufschaukelungsspirale, deren Durchmesser immer größer wird und die durch Rückschläge nicht elementar zu stören ist. Denn wie gesagt: Das Netz der positiv Betroffenen wächst, das Netz der naturnahen Flächen mit positiver Entwicklungstendenz auch. Hier sind keine Spinner am Werk und gerade deshalb - spinnen wir weiter - am Netz !
Eine erste Bilanz
Im April 1998 besteht der Arbeitskreis Naturschutz als Verein drei Jahre und es läuft die erste Legislaturperiode des Vereinsvorstandes ab. Neuwahlen stehen auf dem Programm der Mitgliederversammlung am 24.4.98., so daß es an der Zeit ist, eine erste Bilanz der Vereinsentwicklung und Vereinsaktivitäten zu ziehen.
Hierbei soll ausdrücklich betont werden, daß der AKN in seinen Aktivitäten eine sehr intensive und fruchtbare Zusammenarbeit pflegt mit anderen gleichgesinnten Gruppen wie dem BUND, dem Nabu, der Edmund-Siemers-Stiftung, dem Verein Naturpark Lüneburger Heide, der Bürgerinitiative gegen eine Biogasanlage bei Todtshorn. Diese drückt sich aus in gemeinsamen Stellungnahmen, Sicherung von Flächen, Pflegeeinsätzen und gegenseitiger auch finanzieller Unterstützung bei Projekten in der SG Tostedt.
Mitgliederentwicklung
Angefangen haben wir am 23.3.1995 mit 23 Gründungsmitgliedern, die uns alle bis heute treu geblieben sind. Bereits im Jahre 1995 stieg dann die Mitgliederzahl auf 30 und ist seitdem kontinuierlich weiter gewachsen: Noch im Jahre 1996 verdoppelte sich die Anzahl auf 48 und inzwischen haben wir mit 67 Mitgliedern fast eine Verdreifachung erreicht.
Besonders erwähnenswert ist sicher auch die gegenseitige Mitgliedschaft zwischen dem "Förderverein Naturkundliches Museum und Schulungsstätte Alte Schmiede e.V." in Handeloh und den Arbeitskreis Naturschutz e.V, die eine gegenseitige Unterstützung für die gemeinsame Sache bewirken soll.
Diese positive Entwicklung, die nicht unbedingt erwartet war, da kurz vor der Vereinsgründung eine Werbekampagne des NABU eine nicht unerhebliche Anzahl potentieller Mitglieder aus Tostedt für diesen großen Naturschutzverband "abgeworben" hatte, ist in dreierlei Hinsicht von Bedeutung:
Zum Einen sichert dieser große Stamm an Mitgliedern die finanzielle Basis der vom Verein durchgeführten Tätigkeiten wie Kauf, Pacht und Pflege. Es werden zur Zeit Mitgliedsbeiträge von über 5000 DM entrichtet.
Zum Zweiten rekrutieren sich aus den Vereinsmitgliedern auch die Gruppen an freiwilligen Helfern, die bei den vielen Arbeitseinsätzen in diversen Gemeinden immer wieder kräftig mit anpacken.
Zum Dritten, und dies ist eine ganz bedeutsame Konsequenz, steigt mit den Mitgliedern auch das "Gewicht" des Vereins. Hierdurch werden die Bedeutung des AKN und mit ihr die Einflußmöglichkeiten gestärkt, sowie die Akzeptanz der Ziele des Vereins in der Bevölkerung Tostedts erhöht.
Finanzen
Die Finanzierung der vom AKN initiierten und durchgeführten Projekte gestaltete sich ebenfalls sehr erfreulich. Neben regelmäßigen Spenden und Zuwendungen, wie 500 DM pro Jahr von der Gemeinde Tostedt und zuletzt zwei mal 500 DM pro Jahr von der Kreissparkasse Harburg erhielt der AKN verschiedene Einzelspenden, Aufwandsentschädigungen und finanzielle Unterstützungen, von denen folgende genannt werden sollen:
Herr Gehrken von der Allianz-Geschäftsstelle Tostedt ermöglichte uns den Maschineneinsatz zur Regeneration zweier Stillgewässer (über 2000 DM), von der Firma e-Plus erhielten wir eine Aufwandsentschädigung für die Entkusselung von ca. 4 ha Moorfläche (ca. 7000 DM), von der SG Tostedt eine solche über 720 DM für die Pflege von Gehölzen an einer Gemeindeverbindungsstraße. Der Landkreis ermöglichte uns die Anschaffung eines leistungsfähigen Balkenmähers (15000 DM) und einer weiteren Motorsäge.
An dieser Stelle seien auch die beträchtlichen finanziellen Mittel genannt, die von Seiten der Edmund-Siemers-Stiftung und des Naturschutzbund (Nabu) zum Kauf von Flächen in der SG Tostedt auf Anregung oder Vermittlung durch den AKN aufgewandt wurden (siehe auch unten).
Als nicht unbeträchtliche Einnahmequelle für den AKN hat sich auch der Wanderführer Handeloh erwiesen: Die Einnahmen aus dem Verkauf des Wanderführers fließen dem AKN als gemeinnützigem Verein zu, da die Herstellung des Buches mit öffentlichen Mitteln finanziert wurde.
Obwohl bisher noch nicht sehr ergiebig, so muß doch auch die Tatsache noch Erwähnung finden, daß der AKN als Empfänger von Bußgeldern vom Amtsgericht Tostedt anerkannt und eingetragen ist.
Öffentlickeitsarbeit
Der Vorstand hat sich satzungsgemäß um eine sinnvolle Öffentlichkeitsarbeit bemüht. Es sind mit dem vorliegenden Heft sieben Mitteilungsblätter des AKN: "Naturschutz in der Samtgemeinde Tostedt" erschienen. Die Auflage ist von anfangs 100 Exemplaren auf inzwischen 200 gestiegen, der Umfang von 24 Seiten auf 28. Die Broschüre, finanziert durch die Spenden der Kreissparkasse, soll die Mitglieder und Freunde des AKN ebenso regelmäßig informieren wie sie an offizieller Stelle (Gemeinde, Landkreis, Bezirksregierung und Nieders. Landesamt für Ökologie) auf die Aktivitäten des AKN hinweisen soll. Sie findet nicht zuletzt lobende Beachtung bei den Naturschutzbehörden.
Die zweite regelmäßige Information der Öffentlichkeit fand jeweils im Rahmen des Christ-Kindl-Markts statt. So richtete der AKN Ausstellungen aus zu folgenden Themen: Aktivitäten und Projekte des AKN (1995), Fließgewässer (1996), Stillgewässer (1997). Da das ursprüngliche Konzept, die Ausstellung in räumlichem Zusammenhang mit einem Cafe zu gestalten und so viele Besucher zu erhalten, nicht mehr gewährleistet und die Zahl der Besucher im letzten Jahr stark zurückgegangen ist, muß hierüber neu diskutiert werden.
Erstmalig in 1997 und mit sehr gutem Erfolg führte der AKN zwei naturkundliche Exkursionen durch. Da die Beteiligung und die Resonanz so sehr positiv waren, sollen die Exkursionen zukünftig fortgesetzt werden.
Sicherlich nicht zu übersehen waren auch die Bemühungen des Vorstandes, über die örtliche Presse von den Aktivitäten des AKN zu berichten. Hier standen eine gewisse Regelmäßigkeit -ohne allerdings aufdringlich zu werden- und eine sachlich betonte Berichterstattung im Vordergrund.
Pacht und gesicherte Flächen
Seit der Vereinsgründung konnte der AKN eine ganze Reihe von Flächen durch Pacht oder auf anderem Wege sichern. Der AKN betreut diese Flächen unter Naturschutzgesichtspunkten.
Bisher wurden 6 Pachtverträge über 7 Flächen abgeschlossen. Dabei handelt es sich um 5 Grünland-/Brachstücke (ca. 3,7 ha) und 2 Stillgewässer z.T. mit Grünland (ca. 1 ha). Zur Zeit steht ein weiterer Vertrag vor dem Abschluß: Es sollen ca. 2 ha einer trockenen, mageren Fläche südlich von Heidenau gepachtet werden (z.T. ein Brachacker, z.T. mit Fichten bestanden) und zu einem der so selten gewordenen Trockenrasen und ähnlichen Standorten entwickelt werden. Insgesamt hat der AKN damit ca. 6,7 ha Pachtflächen für die Erhaltung naturnaher Biotope gesichert..
Dazu konnte die Pacht von Grünland (ca. 0,7 ha) durch die Gemeinde Heidenau zwecks Extensivierung erreicht werden.
Besonders zu Erwähnen sind zwei Flächen, ein Brachacker in Kakenstorf und ein stark geschädigter Fichtenforst am Düvelshöpen, die auf Vermittlung des AKN von einem Sponsor des NABU gekauft wurden und unter ökologischen Gesichtspunkten entwickelt werden sollen.
Gerätepark
Für die Arbeiten zur Pflege und Entwicklung von Biotopen, an denen sich eine Vielzahl von Helfern, u.a. auch größere Gruppen von Kindern und Jugendlichen, immer wieder beteiligen, steht dem AKN inzwischen ein gut sortierter Gerätepark zur uneingeschränkten Verfügung. Es handelt sich hierbei um Material, das aus verschiedensten Quellen stammt und nur in geringem Umfang vom AKN finanziert werden mußte: Ein Grundstock kommt vom Landkreis, der Bezirksregierung Lüneburg und der SG Tostedt. Ergänzt wird der Fundus durch Geräte der Naturschutz-AG des Gymnasiums Tostedt und neuerdings durch Neuanschaffungen vom Verein.
Für Grünlandpflege-Maßnahmen kann der AKN somit auf einen modernen Mähbalken, einen selbstfahrenden Balkenmäher sowie diverse Forken und Rechen ebenso zurückgreifen wie auf zwei Elektrozäune. Für Entkusselungsarbeiten stehen 7 Motorsägen mit Schutzkleidung, 17 Handsägen, 42 Astschneider und 2 Freischneider (Motorsensen) zu Verfügung. Zum Dammbau, für Pflanzaktionen und Gewässerpflege haben wir zudem diverse Spaten, Pflanzspaten, Pflanzhacken, Vorschlaghammer, Grabeforken, Twighacken, Wathosen u.a. Kleingerät. Ein PKW-Anhänger und Schubkarren können für den Transport genutzt werden.
Im letzten Jahr wurden dann noch zwei "Bat-Detektoren" angeschafft. Dies sind Geräte, mit denen Ultraschall-Geräusche hörbar gemacht werden können, so daß Fledermausrufe und bestimmte Heuschreckengesänge identifizierbar werden.
Schwerpunkte der Tätigkeiten des AKN
Einen Hauptschwerpunkt der Tätigkeiten des AKN stellt die aktive, praktische Arbeit im Naturschutz dar, die im Wesentlichen Landschafts- und Biotoppflege umfaßt, vereinzelt auch dem Schutz bedrohter Tier- und Pflanzenarten dient. Da in den "Mitteilungen" des AKN schon verschiedentlich über solche Arbeiten ausführlicher berichtet wurde, soll an dieser Stelle nur eine zusammenfassende Betrachtung erfolgen.
Hier ist in erster Linie die Erhaltung und Verbesserung unserer Moore zu nennen. Mit Ausnahme einiger Kleinmoore stehen die meisten, vor allen die größeren Moore inzwischen alle unter Naturschutz, wie das Große Moor bei Wistedt, das Everstorfer Moor bei Heidenau, das Große Torfmoor bei Otter, das Kauers Wittmoor bei Wistedt und das Ottermoor. Dort vor allem, aber auch in einigen kleineren Restmoorflächen, bemühen wir uns um die Regeneration, indem die Moorflächen freigestellt und wiedervernäßt werden durch Entkusseln und Dammbau.
Auch die Erhaltung und Verbesserung von Restheiden liegen uns sehr am Herzen, so daß wir auf verschiedenen Heideflächen ebenfalls Entkusselungsarbeiten durchführen.
Ein weiterer Arbeitsschwerpunkt ist die Grünlandpflege zur Erhaltung und Verbesserung naturnaher Feuchtwiesen und Trockenrasen als Lebensräume vieler bedrohter Tiere und Pflanzen. Dies geschieht durch schonende Mahd, z.T. auch von Hand, oder extensive Beweidung von Teilflächen mit dem Ziel der Stärkung einer artenreichen Flora und Fauna.
Auch die Anlage von Hecken und Gebüschstreifen in unserer z.T. ausgeräumten, intensiv genutzten Landschaft wird vom AKN seit geraumer Zeit, besonders in den Gemeinden Handeloh, Heidenau und Kakenstorf betrieben. Hierzu werden heimische, standsortgerechte Sträucher gepflanzt und Wälle von Baumschnitt darüber bzw. daneben aufgeschichtet. Ziel der Heckenanlagen ist die Bereicherung der Landschaft und schließlich die Schaffung eines Biotopverbunds, d.h. die Verknüpfung von naturnahen Lebensräumen mit Hilfe dieser neu geschaffenen Linien-biotopen.
An verschiedenen nassen Orten in den Gemeinden Wistedt, Heidenau und Kakenstorf hat der AKN Kopfweiden angelegt und beschnitten. Diese Maßnahmen dienen der Erhaltung älterer, brüchiger Weiden und der Schaffung von Lebensraum für Tiere, die auf Altholz und Höhlen angewiesen sind.
Gerade in den letzten zwei Jahren haben wir uns auch verstärkt um die Renaturierung bzw. Regeneration von Stillgewässern bemüht, und das mit sehr massiven Mitteln: insgesamt drei Gewässer wurden mit Maschineneinsatz entschlammt und naturnah hergerichtet. Diese Arbeiten sind noch nicht beendet und sollen fortgeführt werden.
Neben den praktischen Arbeiten führt der AKN eine Vielzahl von planerischen, beratenden und "gutachterlichen" Tätigkeiten aus.
Da sind die beratenden Sitze in verschiedenen Gemeinderäten bzw. deren Ausschüssen, die Stellungnahmen erfordern zur Aufstellung von Flächennutzungs- und Bebauungsplänen, Straßenbau- und anderen Vorhaben, die Mitwirkung beim Regionalen Raumordnungsprogramm, dem Landschaftsrahmenplan und den Landschaftsplänen der Gemeinden.
Seit einigen Jahren übt der AKN in der Edmund-Siemers-Stiftung eine ständige beratende Mitarbeit aus, die der Sicherung der Auenbereiche unserer Heidebäche, in erster Linie der Este, dient und auch zukünftig fortgesetzt wird.
Ob gefragt oder nicht ergreifen wir das Wort zu allen uns bekannt werdenden Bauvorhaben, die Natur und Landschaft in kritischer Weise betreffen. Aktuelle Beispiele sind die geplante Biogasanlage bei Todtshorn, die Abwasserentsorgung in der SG Tostedt, die Suche nach Standorten für Windkraftanlagen, die Anlage eines Feuerlöschteiches oder die Trassenführung einer Erdgasleitung, zu denen jeweils mehr oder weniger umfangreiche Stellungnahmen abgegeben wurden.
Der AKN arbeitet aber nicht nur reaktiv, sondern bemüht sich auch um eine konzeptionelle planerische Arbeit und die Bereitstellung von Planungsgrundlagen. So findet zur Zeit eine Stillgewässer-Kartierung statt, und es werden Konzepte zur Pflege von Straßenbegleitgrün entwickelt.
Diese knappe Auflistung der Aktivitäten in den letzten drei Jahren ist keineswegs vollständig, zeigt aber sicherlich das vielfältige Engagement des AKN, das mit viel Arbeit und Zeitaufwand verknüpft ist. Da die Aufgaben nicht weniger sondern eher umfangreicher werden, wünscht sich der Vorstand die aktive Mithilfe weiterer Mitglieder auch im Bereich der planerischen Tätigkeiten. Machen Sie mit!
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